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Schwarze Liste bei der Post

In Österreich haben sie endgültig die Schnauze voll. Dort ist jetzt Schluß mit der Tierliebe. Die Sicherheitsexperten der Postgeneraldirektion haben nämlich zweifelsfrei nachgewiesen, daß in ganz Europa, besonders aber in Österreich, die Zahl der gebissenen Briefträger in erschreckender Zahl zunimmt. Hunde, behaupten die Postexperten, sind „die natürlichen Feinde“ der Briefträger. Die zahlreichen Witze und Blödelfilme, in denen es um den Kampf Hund gegen Postbote geht, würden die Situation nur verharmlosen. Die Wirklichkeit sieht viel grauenerregender aus. Pro Jahr werden in Österreich rund 230 Briefträger von Hunden gebissen. Besonders gestört scheint das Verhältnis zwischen Postboten und Hunden in Oberösterreich zu sein. Allein in diesem Bundesland machen jährlich rund 50 Briefträger qualvolle Bekanntschaft mit den scharfen Zähnen der kleinen Lieblinge. „Glücklicherweise handelt es sich bei den meisten Hundebissen um eher leichte Verletzungen der Zusteller, aber unangenehm sind die Folgen auf jeden Fall für alle Beteiligten“, berichten die Postexperten. Die Besitzer der Kläffer müssen auf jeden Fall mit einer Anzeige rechnen. Warum die Briefträger zu den bevorzugten Beißobjekten der Köter zählen, darüber rätseln die Verhaltensforscher bis heute. Es gibt da verschiedene Überlegungen. Meine Lieblingstheorie ist die mit der Ästhetik. Sie besagt, daß Hunde die Uniformen der Postboten derart abstoßend und häßlich finden, daß sie gar nicht anders können, als wild um sich zu beißen. Dieses Phänomen ist ja auch schon beim Zusammentreffen von Polizist und Haushund beobachtet worden. Dann gibt es noch die Dufttheorie. Danach soll ein Briefträger einen bestimmten Geruch verbreiten, der die Tiere anlockt und nervös macht. „Gemeint ist natürlich der Geruch der Ledertasche, die der Zusteller bei sich hat“, fügt man bei der Postdirektion erklärend hinzu. Denn in einem Teil der Fälle wurden Briefträger nicht etwa an Haus- oder Gartentüren als vermeintliche Eindringlinge gebissen, sondern auf offener Straße fernab von Haus und Hof, den der Vierbeiner zu bewachen und zu verteidigen hat. Jetzt schlägt die österreichische Post zurück. Wer seinen bissigen Köter nicht unter Kontrolle hat, kommt auf eine schwarze Liste. Das bedeutet, daß er von der Postverteilung ausgeschlossen wird. Er muß sich seine Briefe selbst abholen, es sei denn, er erschießt seine Töle, bevor diese wieder über einen Postboten herfallen kann. Karl Wegmann

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