Hausfrau und Anti-Militaristin

■ Ursula Prahm, Freundin der „Aktion“ / „Ich möchte diese Kriegsmaschinerie aufhalten“

Mit Ursula Prahm einen Interviewtermin abzumachen, ist nicht leicht. Denn erstens legt die 52jährige keinen eitlen Wert darauf, daß sie in der Zeitung steht. Und zweitens hat sie schlicht wenig Zeit. Zum Beispiel am vergangenen Wochenende: Am Samstag blockierte sie in Garlstedt mehrere Stunden vor der US-Kaserne Reisebusse, die GIs zum Flughafen transportieren sollten. Für gestern, Sonntag hatte sie sich das gleiche Pensum vorgenommen.

Ursula Prahm sagt ganz klar: „Ich möchte diese Kriegsmaschinerie aufhalten.“ Sie erklärt: „Ich habe oft genug die schönsten Gesprächskreise in Kirchengemeinden mitgemacht. Aber das hat ja nie den Ansatz, etwas nach außen umzusetzen. Und gerade das finde ich wichtig.“ Ihr Metier ist die „Aktion“. Als die Kinder aus dem Gröbsten raus waren, startete sie ihr Engagement außerhalb der Familie und begründete vor elf Jahren die „Frauen gegen Apartheid“ mit: „Meine erste feste Gruppe.“ Und - bei Ursula Prahm kein Zufall: „Wir nannten uns gleich 'Aktionsgruppe'“.

Beeinflußt durch ihren Mann, habe sie versucht, ihre Kinder in einer anti-militaristischen Haltung großwerden zu lassen: „Beide Söhne haben verweigert. Wobei der eine aus Trotz gegen die Eltern fast zum Militär gegangen wäre.“

Als die Friedensbewegung zu Beginn der 80er Jahre entstande, war Ursula Prahm bei den ersten „Aktionen“ dabei. In der gewaltfreien zwölfköpfigen Gruppe „Aufwind“ blockierte sie 1983 zum ersten Mal das Kasernentor in Garlstedt. Seitdem hat sie immer „Aktionen“ gemacht, hat sich vor Polizisten und auch vor fahrende Loks gesetzt — was sie aber gar nicht groß der Erwähnung wert findet.

Als im November gekannt wurde, daß die Garlstedter Panzerdivison nach Saudi-Arabien verlegt würde, verteilte sie vor dem Kasernentor Flugblätter und Broschüren an kriegsunwillige US-Soldaten. Doch als der US-Ordenspriester Michael Bakster nach Bremen kam, US-Kriegsdienstverweiger zu beraten, und sie den Priester großzügig in ihrer Wohnung aufnahm — mußte sie plötzlich feststellen, daß ihr Tag von nun an mit „feeding-the-troops“ ausgefüllt war. Sie versorgte kriegsunwillige GIs, die stundenlang nach Feierabend an ihren Anträgen feilten, mit Mahlzeiten, Tee und Keksen, bediente das Telefon und übersetzte für JournalistInnen. Doch leicht fiel ihr das Zuhausebleiben nicht: „Du sitzt hier und kochst Kaffee und Tee und die Kriegsmaschinerie läuft.“

Warum hat sie sich nach 1983/84 nicht auch friedenspolitisch zurückgezogen, wie die meisten? „Das Anliegen ist für mich nicht erledigt“, sagt sie knapp und klar. Und fügt ein wenig bitter hinzu: „Ich frage mich, wo sind die Leute, denen damals der Anti-Militarismus so wichtig war?“ B.D.