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Im UFA-Palast: "Eine fast anständige Frau"

■ Schadenfroh, billig, tumb

Mit einer fast unanständigen Komödie wollte Regisseur Carl Reiner an seinen großen Erfolg mit „Harry und Sally“ anschließen. Die Dialoge sind mit sexuellen Andeutungen und Zweideutigkeiten gespickt: Beim ersten Spagettiessen zu zweit fragt der Koch, ob Sie lieber seine „Würstchen oder die Mettbällchen“ probieren wolle, und beim Gespräch über die männliche Potenz fingert Kirstie Alley als die frustrierte Hausfrau Majorie an einer Spargelstange herum. Nicht witzig ? Dann ist dieser „rasend komische Hit“ (Eigenwerbung) wohl nichts für Sie.

Aber „Harry und Sally“ hat ihnen doch so gut gefallen ? Mir auch, aber von dessen Charme und den präzisen, witzigen Dialogen hat „Eine fast anständige Frau“ leider gar nichts. Ich habe lange nicht mehr so viele umgestoßene Möbelstücke, zerbrochenes Geschirr oder ungeschickte Stolpereien gesehen.

Dies ist einer der Filme, in dem sich alle möglichst dumm aufführen, und der/die ZuschauerIn schadenfroh lachen und sich billig überlegen fühlen kann. Selbst die Heldin Majorie, die nach einer anständigen und langweiligen Ehe ihre wahren Bedürfnisse und Talente erkennt, geht einem nur zu bald gehörig auf die Nerven.

Der Regisseur verbündet sich mit dem Zuschauer gegen die Filmfiguren, und diese Art von Film läßt meist einen üblen Nachgeschmack.

Der Plot ist nach dem uralten Muster der Farce gestrickt, mit vielen Verwechslungen, Mißverständnissen, Lügereien, einer richtigen Leiche am falschen Ort usw. Kirstie Alley rauft sich den ganzen Film über die Haare und wirkt wie eine brünette Housewife-Version von Goldie Hawn.

Der Film ist offensichtlich auf die Zielgruppe der Frauen über Dreißig hin konzipiert worden. Bei uns in Deutschland zeigte der große Erfolg von „Beim nächsten Mann wird alles anders“, daß hier noch eine Marktlücke zu stopfen war. Daß die Zuschauerinnen sich an doofen Männern und kaputten Familienszenen ergötzen, ist nur fair, aber daß man ihnen dazu solch einen dummen Klamauk bietet, das ärgert.

„Harry und Sally“ war der Film fürs bessere Publikum, doch für die tumben Hausfrauen reicht das Grobe: wenn dies Rob Reiners Rezept ist, hat er jetzt nicht nur einen schlechten, sondern auch einen sehr zynischen Film gemacht.

Wilfried Hippen

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