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Kurbad im Sündenpfuhl

Zuerst sieht man nur Männerärsche und Hosenschlitze, dann die gierigen Blicke der Blondine, von der wir bald erfahren, daß sie eine unersättliche Nymphomanin ist und Sexilia heißt.

Danach kommt eine schreiend aufgetakelte Tunte ins Bild, die Nagellack schnüffelt und dem jungen Mann am nächsten Cafetisch obzöne Offerten macht.

So beginnt Pedro Almodovars „Labyrinth der Leidenschaften“, und so geht es auch 100 Minuten lang weiter. Almodovar reiht eine Geschmacklosigkeit an die nächste häßliche Nahaufnahme eines haarigen Körperteils. Das tut der ehemalige Klosterschüler mit der Begeisterung eines spanischen Katoliken, der sich endlich in Sünden suhlen darf.

Nach dem internationalen Erfolg seines Films „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ kommen jetzt die Frühwerke des spanischen John Waters in die Kinos. In seinem zweiten Spielfilm „Laberinto de Pasiones“ aus dem Jahre 1982 wühlt er noch viel ungehemmter in der dreckigen Wäsche der Subkultur von Madrid.

Es wird hier übrigens tatsächlich sehr oft an getragenen Kleidungsstücken geschüffelt : ein Terrorist aus dem Morgenland hat sogar die Fähigkeit, seine Opfer mit der Nase zu finden; aber mit dem Sohn des Exil-Tyrannen, den er eigentlich entführen soll, schläft er, ohne dabei den kaiserlichen Körpergeruch zu erschnuppern.

So windet sich der Plot labyrinthisch durch einen riesigen Haufen von Tabuverletzungen: Künstlische Befruchtung, Inzest, Gynäkologie, sadistische Pornophotos, Medikamentenmißbrauch und der damals hochaktuelle Kult um Soraya, die schöne Exfrau des Schahs — alles kriegt bei Almodovar sein ranziges Fett weg.

„Es ist reiner Pop, ein Loblied auf den schlechten Geschmack, auf den alltäglichen Schrott, der dadurch zur eigenen Kunstkategorie wird“, so spricht Almodovar. Er weist damit selber auf die größte Schwäche des Filmes hin. Der Regisseur verläßt sich zu sehr auf diesen den Mist adelnden, Mechanismus. Man gewöhnt sich schnell an das schrille Überangebot von bad taste.

Der Film hat nur diesen einen Gag. Man kann vielleicht zehnmal über ihn lachen, er wird aber hundertmal wiederholt.

Wenn später Almodovar selber in Lederrock und Netzstrümpfen ein unanständiges Lied singt, oder wenn gar das größte Tabu der Körperausscheidungen sehr unappetitlich gebrochen wird, kann das kaum noch jemanden aufregen. Mist verwandelt sich nicht schon dadurch zu Gold, daß man den Haufen nur groß genug macht. Wilfried Hippen

Schauburg, Großes Haus, tägl. 16.30, 18.30, 21 Uhr

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