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Alkoholkranke Polizisten sollen rehabilitiert werden

Berlin. Über 1.400 Mitarbeiter der Polizei sind Alkoholiker oder haben ernsthaft mit Alkoholproblemen zu kämpfen. Das bestätigte gestern Polizeipräsident Georg Schertz auf einer Pressekonferenz über die Sozialbetreuung der Berliner Polizei. Im Hinblick darauf, daß fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung alkoholkrank seien, sei es unsinnig, zu glauben, daß die Polizei vor diesem Problem gefeit sei. Die Berliner Polzeibehörde ist nach Vereinigung der Stadt von rund 21.000 auf rund 31.000 Mitarbeiter angewachsen. Der Leiter der polizeilichen Sozialbetreuung, Peter Niespodziany, äußerte die Befürchtung, daß das Alkoholproblem bei den ehemaligen Volkspolizisten größer als erwartet sei. Von den 20 ehemaligen Vopos, die wegen Suchtproblemen bereits bei der Sozialbetreuung vorgesprochen hätten, habe sich nur einer in der ehemaligen DDR in Therapie begeben. Der Grund: »Wer sich drüben zum Alkohol bekannt hat, wurde entlassen — weil geltende Meinung war, daß es sich nicht um eine Krankheit handelt, sondern um einen Mißbrauch«, erklärte Niespodziany.

Niespodziany, der eigenen Angaben zufolge selbst trockener Alkoholiker ist, betonte, die Sozialbetreuung sei jedem Mitarbeiter der Polizei bei der Absolvierung einer Therapie behilflich. Das Ziel der Maßnahme sei eine »uneingeschränkte« Rehabilitation in den Polizeidienst, mit allen alten Rechten und Pflichten. In den vergangenen drei Jahren haben rund 350 Polizisten wegen einer Suchtproblematik Kontakt mit der Sozialbetreuung gehabt. 60 Prozent konnten rehabilitiert werden. »Nach Abzug der Kosten für die Einrichtung haben wir dadurch Arbeitskräfte im Wert von einer Millionen Mark zurückgewonnen«, erklärte der Polizeipräsident. plu

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