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Erweiterter Kulturbegriff

■ „Linie K“ — ein neues Kulturmagazin, heute, 21.45 Uhr, West 3

Brauchen wir noch ein weiteres TV-Kulturmagazin? Die Antwort kann mit Radio Eriwan nur lauten: im Prinzip ja, wenn es sich nicht um einen schlappen Aufguß bereits existierender Fernsehfeuilletons handelt. Mit Linie K startet der WDR in seinem Dritten Programm heute ein 30minütiges Magazin, das künftig Woche für Woche einen Überblick über kulturelle Aktivitäten in Nordrhein-Westfalen geben will. Herzstück der Sendung ist ein „Kulturkalender“, der in rund fünf Minuten über aktuelle Ereignisse zwischen Rhein und Weser informiert. Um diesen Serviceteil gruppieren sich Beiträge zu verschiedenen Themen und Personen, die durch Musikclubs, Streitgespräche und so weiter ergänzt werden. Und da „Zuschauerbeteiligung“ inzwischen zu den unverzichtbaren Maximen des Fernsehens zu gehören scheint, wird unter der Rubrik „Kulturticket“ ausgewählten Bürgern allwöchentlich ein Geldbetrag zur Verfügung gestellt, den sie nach eigenem Gutdünken für kulturelle Aktivitäten ausgeben sollen, um anschließend über den Verbleib des Geldes zu berichten. Als Grundlage der Sendung propagiert die Redaktion um den ehemaligen Leiter des WDR-Nachrichtenmagazins Aktuelle Stunde, Rolf Bringmann, so etwas wie den „erweiterten Kulturbegriff“. „Bei Linie K sind die Kulturpaläste nicht nur marmorverkleidet und chromglänzend. Die Schätze des Landes sind auch in den Probenkellern, den Dachateliers und sogar auf der Straße zu entdecken.“

Von derartigen „Entdeckungen“ ist in der Debütsendung allerdings noch herzlich wenig zu sehen. Zwei Beiträge widmen sich jeweils dem diesjährigen Träger des Wilhelm Lehmbruck-Preises, Richard Serra, und der Arbeit von Bernd Schindowski als Chef des Gelsenkirchener Balletts. Beide nicht eben Newcomer. Und auch das Streitgespräch zwischen zwei Musikkritikern, ob (ausgerechnet!) BAP nun „affengeil“ oder schlicht „langweilig“ ist, dürfte die Gemüter allenfalls noch in entlegenen Eifeltälern erhitzen.

In mancher Hinsicht erscheint die Konzeption von Linie K als ein Mittelweg. Einerseits will man Kultur nicht so hausbacken bis sauertöpfisch präsentieren wie aspekte oder Titel, Thesen, Temperamente, andererseits möchte man sich aber auch gegen intellektuelle Überflieger wie Alexander Kluges Ten to Eleven oder Thomas Schmitts Freistil abgrenzen. Für ein „breites Publikum“ soll der Bogen vom „intellektuellen Hochgenuß bis zur Alltagskultur“ (Rolf Bringmann) gespannt werden. Ob aus dieser Offenheit nach allen Seiten eine originelle und spannende Gratwanderung oder letztlich nur ein fauler Kompromiß wird, hängt davon ab, in welchem Maße es den Machern von Linie K in den nächsten Monaten gelingt, in den einzelnen Beiträgen ein eigenständiges Profil (oder eben: eine Linie) deutlich zu machen. R.L.

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