Tour d'Europe

■ Blau, blau, blau...

Seit 1978 werden in Deutschland umweltfreundliche Produkte mit der Bezeichnung Blauer Engel versehen; allein 1990 erhielten 3.500 Erzeugnisse dieses Prädikat. Die EG-Kommission schlägt nun die Übernahme für ganz Europa vor. Fünf Länder der Gemeinschaft — Frankreich, die Niederlande, Großbritannien, Dänemark und Portugal — wollen dieses Etikett einführen. Die Kommission möchte ein internationales Abzeichen schaffen. Lebensmittel, Pharmazeutika und gefährliche Chemieprodukte sollen nicht erfaßt werden.

1983 wurde das Blaue Europa aus der Taufe gehoben, das den Schutz der Fischarten durch Begrenzung der jeweiligen Fangmengen zum Ziel hatte. Nach einem Expertenbericht der Kommission ist die Dezimierung der Fische im Nordatlantik, der Nordsee und der Ostsee besorgniserregend. Die EG-Kommission beabsichtigt nun unter anderem, Fischer durch Subventionen vom Fischfang abzuhalten.

Dringende Schutzmaßnahmen für eine andere, ebenfalls die Meere bewohnende Spezies, die Mönchrobben, fordert das Europäische Parlament. Der Seehund- Virus, der den Tod von mehr als 50 Prozent aller im Bereich der EG lebenden Seehunde verursacht hat, bedroht nun auch diese nur noch in 300 Exemplaren an den Küsten von Madeira, Sardinien, Griechenland und der Türkei vorkommende Art. Gefordert wird nicht etwa ein Ende der Verschmutzung der Meere, sondern biologische Stationen zur Behandlung kranker Robben und die Einrichtung einer wissenschaftlichen Stelle.

Wenn es nach ihnen ginge, gäbe es in Zukunft einige zusätzliche Sterne auf dem blauen Sternenbanner der EG: Ungarn, Polen und Tschechen unterstützen mehrheitlich den Gedanken einer Assoziation als Vorstufe zum EG-Beitritt. Für eine sofortige Mitgliedschaft in der EG sprachen sich bei einer Umfrage 55 Prozent der Polen, 51 Prozent der Ungarn, aber nur ein Viertel aller Tschechoslowaken aus. Bevor diese und andere Länder jedoch Vollmitglieder der Gemeinschaft werden könnten, so die zwölf Außenminister im Dezember, sei eine Assoziierung an die Gemeinschaft geeignet, die Integrationsprozesse auf dem Kontinent zu beschleunigen.

Der EG-Kommission wurde ein entsprechender Auftrag zu Verhandlungen mit der Tschechoslowakei, Jugoslawien, Polen und Ungarn erteilt. Luxemburgs Premierminister Santer, neuer EG-Präsident, erklärte, Neuaufnahmen in die EG seien nicht vor 1994 möglich. Die Türkei, Österreich, Zypern und Malta haben sich beworben, Schwedens und Bulgariens Parlamente haben für eine Bewerbung votiert.

Während man den östlichen Nachbarn schon mal einen Türspalt öffnet, um sie am künftigen gemeinsamen EG-Tisch mitspeisen zu lassen — Jugoslawien erhält in den nächsten fünf Jahren 1,5 Milliarden D-Mark von der EG zum Ausbau seiner Verkehrswege geliehen —, wird der Süden mit einer „neuen Mittelmeerpolitik“ abgespeist. Von 1992 bis 1996 verdreifacht die EG ihr Finanzvolumen für diese Region auf fast neun Milliarden D-Mark. Gedacht sind die Hilfen unter anderem zur Überwindung von wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Nordafrika, damit die befürchtete „große Einwanderungswelle“ nicht über das blaue Mittelmeer nach Europa überschwappt. bel