: Heckler & Koch sucht sich einen neuen Eigentümer
■ Giat-Konzern winkt ab/ British Aerospace an Rüstungsschmiede interessiert
Oberndorf (taz) — Mit der schwäbischen Waffenbude Heckler & Koch geht es weiter rapide bergab: Der Verkauf der mit rund 100 Millionen Mark verschuldeten Rüstungsschmiede an den französischen Staatskonzern Giat ist geplatzt. Wie die Geschäftsleitung der Oberndorfer Firma gestern offiziell bekanntgab, haben die Aufsichtsgremien der „Groupement Industriel des Armements Terrestres“ (Giat) einer Übernahme des auf den Bankrott zusteuernden Unternehmens nicht zugestimmt.
Die beim Berliner Bundeskartellamt im Dezember beantragte Genehmigung für die „French Connection“ ist von Giat inzwischen zurückgezogen worden. Die Besitzer wollen nun mit der British-Aerospace-Tochter „Royal Ordnance“ weiterverhandlen, die bereits im Herbst zu den potentiellen Käufer-Kandidaten gezählt hatte. Die Gespräche mit der Rüstungsfiliale des britischen Luft- und Raumfahrtkonzerns seien mittlerweile weit fortgeschritten.
Bei H&K drängt die Zeit: Das Unternehmen ist nicht mehr liquide und vom Wohlwollen der Lieferanten abhängig. Die Löhne für Dezember sind noch nicht ausbezahlt, und ob die Gläubigerbanken den Schlingerkurs noch lange mitmachen, ist mehr als fraglich. Alles deutet auf einen baldigen Konkurs des berühmt-berüchtigten Familienbetriebs hin.
Der Rückschlag durch Giat kommt nicht unerwartet. Entgegen aller bereits mit frankophilem Zungenschlag abgegebenen Beteuerungen von H&K, das Geschäft mit den Franzosen sei perfekt, hatte Giat mehrfach verlauten lassen, lediglich eine Absichtserklärung unterzeichnet zu haben. Gescheitert sein dürfte der Rüstungsdeal letztendlich an der von den Oberndorfer Waffenbauer entwickelten „Wundergewehrs“ G11. Giats Übernahmegelüste sanken, als in Bonn vor Weihnachten definitiv entschieden wurde, auf die moderne Waffe für die Bundeswehr zu verzichten, aber an den Verwertungsrechten des mit Wehretat-Mitteln entwickelten Sturmgewehrs festzuhalten.
Mit dem Patent des G11 hätte Giat seine weltweite Spitzenstellung im Kleinwaffenbereich noch ausbauen können. Die Oberndorfer selbst waren schon im Sommer durch ihre Bonner Auftraggeber düpiert worden: Der G11-Auftrag, den H&K fest einkalkuliert hatte, war zunächst auf Eis gelegt worden. Mit dem Vorgänger-Modell G3, das rund um die Erde auf allen Kriegsschaupätzen zum Einsatz kam, war H&K zum profitablen Gewehrlieferanten aufgestiegen. Erwin Single
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen