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Männergericht-betr.: "Asiatinnen tun es immer, taz vom 22.12.90, "Zehn Jahre Haft für Frauenhändler", taz vom 3.1.91

betr.: „Asiatinnen tun es immer“, taz vom 22.12.90, „Zehn Jahre Haft für Frauenhändler“,

taz vom 3.1.91

Als eine der „Abgesandten feministischer Gruppen“, die — laut 'Stern‘— den Prozeß gegen den Darmstädter Frauenhändler Menger regelmäßig, „mit Strickzeug und Notizblock bewaffnet“, besuchten, habe ich mich über die taz-Berichterstattung zu dem Prozeß ziemlich geärgert. Kein Wort der Kritik daran, wie in diesem Prozeß (wie in so gut wie allen Vergewaltigerprozessen) die sogenannten „Zeuginnen“ von einem reinen Männergericht, unterstützt durch einen männlichen Dolmetscher, zu intimsten Details nicht nur der Vergewaltigungen, sondern ihrer gesamten, insbesondere sexuelle Kontakte betreffenden, Lebensgeschichte verhört wurden — nicht nur räumlich von oben herab und keinesfalls mit „steinerner Miene“, sondern mit väterlich-überheblichem Grinsen.

Keine Erwähnung der Tatsache, daß die beiden Frauen vom Gericht nur mit Vornamen angeredet wurden, weil diese angeblich einfacher auszusprechen wären als die Nachnamen (dabei hat eine der „Zeuginnen“ seit ihrer Heirat sogar einen deutschen Familiennamen). Und bei der Urteilsverkündung muß die taz- Reporterin entweder eine Sonderbehandlung genossen haben oder sich schon derart an Maßnahmen bundesdeutscher Justiz gewöhnt haben, daß sie die äußeren Bedingungen des Prozesses keiner Erwähnung wert fand: Alle BesucherInnen wurden von oben bis unten durchsucht, „verdächtige“ Gegenstände, wie zum Beispiel eine Fahrradluftpumpe, wurden beschlagnahmt, und das Urteil wurde hinter einer Trennscheibe verkündet. Fürchtete der Richter sich etwa doch vor „Repressalien von Frauengruppen“, obwohl er das bestritt?

[...] Jedenfalls bemühte Richter Jäger sich zu betonen, daß die „Zeuginnen“ alle Eigenschaften gezeigt hätten, die eine Beeinflussung durch feministische Gruppen widerlegten: Sie hätten sich als „hilflose, einfache Frauen vom Lande“ erwiesen, die sich nicht wehren können. Solche Frauen muß Mann doch einfach beschützen, bevor sie womöglich zu irgendwelchen Frauengruppen überlaufen und ihre Anklage dann nicht mehr weinend, sondern kämpferisch und selbstbewußt vorbringen. (Das soll keine Kritk an den Frauen sein — ich hätte bei den stundenlangen Verhören wahrscheinlich auch geheult!)

Im übrigen hätten die Frauen als weiteren Beweis ihrer Glaubwürdigkeit Stolz auf ihre „ehrliche Armut“ zum Ausdruck gebracht. Thailändische Frauen sind also arm, aber glücklich — warum sollen wir Reichen uns dann Vorwürfe machen wegen der Ausbeutung der Trikontländer?

Im übrigen hat die Verurteilung Mengers zu zehn Jahren Knast — die durch die Revision vermutlich noch reduziert werden — auch die Funktion, ein besonders übles Schwein (Menger sitzt ja schon wegen Steuerhinterziehung) zu bestrafen, damit „Unbescholtenere“, zum Beispiel gutsituierte Ärzte, in Ruhe weitermachen können mit Vergewaltigungen ihrer „Kundinnen“. Conni aus Darmstadt

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