: Ratlose Spekulanten nach gescheiterten Gesprächen
■ Aktien-, Devisen- und Ölmärkte weltweit in großer Nervosität
Frankfurt/New York (ap/dpa) — Schwankend zwischen Furcht und Hoffnung haben die Aktienmärkte das Scheitern des amerikanisch-irakischen Außenministertreffens in Genf mit großer Nervosität und fast weltweit mit fallenden Kursen quittiert. Die Verkaufsdruck erzeugende Kriegsangst wurde Händlern zufolge am Donnerstag jedoch gemildert von der anhaltenden Hoffnung auf eine diplomatische Lösung in letzter Minute. So verfolgten die Börsen mit größter Aufmerksamkeit die von UNO-Generalsekretär Perez de Cuellar und der französischen Regierung angekündigten Inititativen, was viele Marktteilnehmer zu einer abwartenden Haltung veranlaßte.
Das Erdöl, dessen Preis unmittelbar nach Bekanntwerden des ungünstigen Ausgangs der Genfer Gespräche in New York binnen kürzester Zeit um sieben auf 31 Dollar pro Barrel in die Höhe geschossen war, wurde am Donnerstag weltweit höher notiert als am Vortag. So wurden am Donnerstag vormittag in London für ein Barrel Brent 26,80 Dollar gezahlt, mithin vier Dollar mehr als 24 Stunden zuvor.
Damit lag der Barrelpreis aber noch weit unter dem Niveau, das im Oktober, dem dritten Monat der Golfkrise, erreicht worden war. Auch in New York hatte sich der am Mittwoch in der Spitze gebotene Preis von 31 Dollar nicht halten können und war zum Schluß auf 27,26 Dollar zurückgeglitten. In Kreisen der Hamburger Mineralölwirtschaft hieß es am Donnerstag, an eine Erhöhung der Benzinpreise werde derzeit nicht gedacht. Der jüngste Ölpreisanstieg mache lediglich die Preisabschläge wieder wett, die im Vorfeld des Genfer Treffens eingetreten seien.
Überwiegend zurückhaltend verhielten sich die Finanzmärkte am Donnerstag auch bei der Bewertung des US-Dollars, dessen Kurs am Mittwoch in New York noch vom traditionellen Krisenbonus in die Höhe getrieben worden war. In Frankfurt wurde die amerikanische Währung beim amtlichen Fixing am Donnerstag sogar etwas schwächer mit 1,5283 Mark nach 1,5295 Mark am Vortag notiert. Alles blicke auf die weitere Entwicklung an der Nachrichtenfront, hieß es in Bankenkreisen. Bis zum Ablauf des UNO-Ultimatums am 15. Januar werde diese abwartende Stimmung wahrscheinlich andauern.
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