Dreh Dich, dreh Dich im Kreise

■ Sechs Tage radeln 24 Männer durch eine Halle / Fotoreportage von Jörg Oberheide

Über die Psyche des Sechstagerenners wissen wir wenig. Da tappen wir ganz im Dunkeln.

Was geht vor in der Seele des unseligen Mannes, der, Planet geworden, eine Ewigkeit von sechs Tagen und sechs Nächten lang, immer wieder und wieder die vorgeschriebene Reise rundum tut? Denkt er an sein fernes oder nahes Lieb?

Ist ihm bitter zumute, philosophisch oder gar nicht? Wenn die Rufe der Zuschauer ihn hetzen, gibt sein Herz stumm die einzig passende volkstümlich-rauhe Antort oder murmeln seine Lippen sie in artikulierten Worten vor sich hin? Verwirren sich ihm nicht die Tage und Tageszeiten? Ach, indes er „heute!“ fühlt, ist es schon morgen oder noch gestern, und ohne daß es es merkt, wird Tag von Nacht, Nacht vom Tage überrundet.

Aus Alfred Polgar — Kleine Schriften