Tierversuche-betr.: "Wenn der Affe seinen Kopf hinhält", taz vom 2.1.91

betr.: „Wenn der Affe seinen Kopf hinhält“, taz vom 2.1.91

[...] Der Professor selbst fleht um Ansehen und möchte dies mit den verquasten Methoden seiner akademischen Vergangenheit erreichen. Er will sich nicht ins Werk pfuschen lassen und pocht auf sein verbrieftes Recht auf Freiheit von Forschung und Lehre. Dies eignet sich besonders gut, um im stillen Labor — frei nach dem Grundsatz: Wissenschaft braucht Kritik — seine höchsteigenen Wertvorstellungen in die universitäre Nische Physiologie („Grundstein der Medizin“) einzubringen. Natürlich wird seine Arbeit kritisch begutachtet — von ihm selbst! So stellt sich für ihn gar nicht erst die Frage nach Sinn und Unsinn.

TierschützerInnen als unqualifiziert abzustempeln, ist noch einfach. Fachlich werden engagierte Menschen wie Christiane Bernhardt der professoralen (Un-)Logik auch nicht immer folgen (wollen). Ihr Abweichen von der Sachdiskussion hin zu den Tierrechten, die es für sie zu erkämpfen gilt, macht sie wissenschaftlich angreifbar. Die Dominanz der „geistigen Elite“ an der Uni gegenüber dem „vom Bauch her motivierten“ Volk wird dargestellt. Deutlicher wird dieses Verhältnis, wenn der Öffentlichkeit Worte wie „unerläßliche“ Tierversuche und „vorbildliche“ Tierhaltung präsentiert werden und fortan der Pelzmantel des Schweigens über das Objekt der Begierde geworfen wird. Genau dieses Verhalten lassen die Gesetze zu, denn sie wurden von eben diesen ForscherInnen gestaltet. Die Forschung selbst kann nicht beeinträchtigt werden, höchstens der Glaube an diese „Religion“. Unwesentlich.

Wer diese Machtgeilheit mit den erwähnten Konsequenzen erfaßt, wird dem Affen keine Fixierung in den Kopf schrauben. Die Schulmedizin lebt von der geistigen Onanie Grüssers und seiner KollegInnen. Wie immer mit Ausnahmen. [...] Henning Jonat, SATIS Berlin