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Bürgerforum: Was wir nicht wollen

■ Auszug aus dem Programm des Bürgerforums, verabschiedet am 12. Januar 1991

Die nächste Aufgabe des Bürgerforums ist es, so deutlich wie möglich eine klare politische Linie zu definieren. Die momentane Situation zwingt uns jedoch dazu, zunächst lediglich das, was wir nicht wollen, zu bestimmen und uns davon deutlich abzugrenzen. Niemand zweifelt heute daran, daß wir bei unserer weiteren Arbeit die marxistische und leninistische Ideologie gänzlich, einschließlich aller ihrer Ausformungen, ablehnen müssen. Wir alle hatten während der letzten Jahrzehnte ausreichend Gelegenheit, uns von dem Schaden, den diese Ideologie dem Staat, der Gesellschaft und der Ökologie zufügt, zu überzeugen. [...] Weniger eindeutig ist bis heute unsere Position gegenüber den Gedanken des sogenannten Sozialismus mit menschlichem Gesicht. Jetzt jedoch stellen wir fest, daß wir uns von allen reformkommunistischen Ideen definitiv verabschieden. Daher lehnen wir auch alle Vorstellungen über einen sogenannten dritten Weg in der Wirtschaft ab. [...] Wir distanzieren uns von allen, die in ihrem Denken im Jahre 1968 stehen geblieben sind und an die Überlegungen der damaligen Zeit anknüpfen wollen. [...] Nicht der Einmarsch der Warschauer Paktstaaten am 21. August 1968, sondern die kommunistische Machtübernahme 1948 nahm uns die Freiheit.

Ziele (oder: Was wir wollen) Nach der Novemberrevolution bekannte sich das Bürgerforum gemeinsam mit der „Öffentlichkeit gegen Gewalt“ zu der Aufgabe, in der Tschechoslowakei eine demokratische Gesellschaft im Geist unserer besten Traditionen aufzubauen. [...] Die Öffentlichkeit bestätigte das Programm des OF in freien Parlamentswahlen. Zu dieser Aufgabe bekennt sich auch die Partei, die aus der Bürgerforumsbewegung entsteht. Wir sind uns bewußt, daß der Weg nach Europa über den Aufbau eines Rechtsstaates führt. Dieser ist gekennzeichnet durch das System der Marktwirtschaft, durch eine bürgerliche und moralische Gesellschaft, durch eine kulturell und sozial gerechte Gemeinschaft, durch eine gesunde Umwelt. [...]

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