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“Wieso den Angst? Sterben Sie gerne?“

■ Warten auf den Einsatz: Oldenburger Bomberstaffel in Lauerstellung

Die deutschen Soldaten im anatolischen Erhac können ihre Anspannung nur schwer verbergen. Wenige Stunden vor dem Ablauf des Golf-Ultimatums ist nur eines sicher: In der kommenden Nacht wird kaum einer der Soldaten in den spartanisch eingerichteten Zimmern der Hotels in Malatya zum Schlafen kommen, so Oberstleutnant Wulff Bickenbach. Nur wenige der 250 deutschen Soldaten und Offiziere des Jagdbomber-Geschwaders 43 aus Oldenburg verbergen ihre innere Unruhe. „Alle haben Angst, sie gehen nur verschieden damit um“, bemerkt ein deutscher Offizier.

100 Meter von den 18 Alpha- Jets der Luftwaffe, zwischen getarnten Unterständen, Raketenabwehrbatterien und Soldatenatrappen zur Irritation eines möglichen Angreifers spielen Soldaten Volleyball und Boccia. „Irgend etwas müssen wir tun, um nicht dauernd daran zu denken, was sein könnte“, meint Feldwebel Uwe Rohr (26) aus Oldenburg auf die Frage, ob er Angst hat. „Wieso denn Angst? Sterben Sie gern?“ fragt ein anderer Soldat höhnisch und bitter.

Der Kommandeur der deutschen Einheit in Erhac, Oberstleutnant Pycak „hat heute morgen so gut wie möglich versucht, uns zu beruhigen und uns über die Lage zu informieren“, sagt der Obergefreite Heinrich Rinderhagen (26): „Noch habe ich keine Angst, aber mein Vater war im Zweiten Weltkrieg und hat vieles erzählt. Ich weiß, wie schrecklich ein Krieg ist“, sagt er.

Die Unruhe in den Augen der meisten deutschen Soldaten scheint unübersehbar. Aber dennoch demonstrieren die meisten Gelassenheit und Optimismus. Nur einer klagt, er habe „seit über eine Woche eine Depri (Depression). Ich möchte einfach nach Hause.“ Oberstleutnant Bickenbach betont, daß die Truppe in der besonderen Lage zusammengewachsen sei wie nie zuvor. Immerhin müssen die Soldaten mit einer bisher unbekannten Abgeschiedenheit weit entfernt von der Heimat leben. Auch Video und deutscher Satellitenempfang sowie Tischtennis, andere Spiele, das Telefonieren mit Zuhause und Zeitungen aus Deutschland versüßen nur wenig die Isolation in Anatolien. Angst vor Terroranschlägen verstärkt nur noch die Anspannung.

Alpha-Jet-Pilot Peter Maurer bemüht sich immer noch, Ruhe auszustrahlen: „Unsere Aufgabe ist rein defensiv. Wir warten, was auf uns zukommt.“ Keinem der 28 deutschen Piloten kribbele es in den Fingern, mal einen „richtigen Einsatz“ zu fliegen. „Keiner hat die Fangzähne ausgefahren, im Gegenteil, hier hat niemand Angriffslust.“ Schwärmen tut der Pilot nur von der zerklüfteten Berglandschaft, die den Jägern „hervorragende Tarnung“ biete.

Auch wenn alle nur von dem „unwahrscheinlichen Fall eines irakischen Angriffs“ sprechen, wird der Flughafen kampfbereit gemacht. In der karstigen, baumlosen Berglandschaft absolvieren die Alpha-Jets der Luftwaffe, die Mirage der Belgier und die Düsenjäger der Italiener Übungsflüge. In den mit Tarnnetzen verhangenen Unterständen steht türkische Flugabwehr bereit. In der Nacht werden die Piloten und die anderen Soldaten mit einem zermürbenden Zeitvertreib beginnen, mit dem Warten auf einen Alarm, der, so hoffen alle, nicht kommt. Laszio Trankovics (dpa)

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