: »SEK — Sondereinsatzkomödie«
■ Politische Comedy-Show von Heiter bis Wolkig
»Wollt Ihr wirklich was erleben, hockt nicht immer nur zu Haus, wozu habt Ihr Kopf und Hände, denkt Euch selber mal was aus«. So macht sich der Autonome nach getanem Tageswerk auf, die Nacht zu erleben. Im K.O.B. stiehlt sich, kaum merkbar, ein Lächeln aufs zerfurchte Gesicht des Kämpfers der ersten Stunde. Seine liebsten Lieder aus »Sesamstraße«, »Pippi Langstrumpf« und anderen beliebten Nachmittagssendungen präsentieren Die Kölner Domspatzen in ihrer »Sondereinsatzkomödie« mit leicht abgewandelten, politisch-aktuellen Texten:
»Staat und Macht und Geld, widiwidiwitt und Bullenschweine, alle groß und klein, trallalala kriegen eine rein... wir machen diese Welt, wiediwiedie wie sie uns gefällt, Kampf dem Kapital, illegalegal ist scheißegal — hey rote Zora, Mollie hier, Mollie da, Mollie hoppsasa, hey rote Zora, du weißt, was uns gefällt«.
Aus der Villa Kunterbunt wird bei den Kölnern das besetzte Haus: »Wir haben ein Haus, instandbesetztes Haus, der Peter und der Pit, die schauen nur zum Fenster raus. Wir haben ein Haus, instandbesetztes Haus, den Peter und den Pit, der jeder Bullensau mal kräftig in die Fresse tritt«.
Wie in jedem antiquarischen Kabarett geht es um Aufklärung, Selbstbestätigung und tumbe Verbrüderung mit den Zuschauern, die man sich vorstellt. Im immer debil klingenden Deutsch-Rap, in Kinderliedern oder anbiedernden Kinderliederbierpunk geht es ganz oberschulmäßig frech darum, daß böse Eltern, das Kapital, die Schule oder die Lehre den frechen Kindern die »groben Faxen« austreiben, Menschen züchten »frei von Liebe, frei von Haß« und natürlich, im aufmüpfigen Pädagogenchargon, »daß der Groschen fällt«. Für besonders radikal oder lustig halten die Kölner einen »Tanz auf den feisten Bäuchen«, als würden die Machthaber noch Eisbein essen und nicht viel lieber ins vegetarische Restaurant gehen.
Eine unsägliche Infantilisierung von Politik in komischen Dialekten, schlimmer als bei Pfarrerin Lenau: »ein Abend voller Musik, plötzlichen Gesangseinlagen, turbulenten Slapsticks und fliegenden Rollenwechseln«, ein auf Selbstbestätigung, Kritikunfähigkeit und Blödheit abzielendes Kabarett für kleine Autonome, die solche Formen dämlicher Anbiederung, so bleibt zu hoffen, aufs Schärfste zurückweisen werden. Detlef Kuhlbrodt
Um 22 Uhr im K.O.B.
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