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Mutters Tränenpantoffel

■ „Das letzte Wort“, ZDF, Dienstag, 20.15 Uhr

Mama“ war ihr letztes Wort, dann trug uns die Erleichterung fort: Der Mutter-Tochter-Konflikt zwischen Maria Schell und Marie-Theres Relin war ausgestanden. Mit Tränen, Greinen, Flüstern ward abermals der Geburtstagswunsch einer prominenten Schauspielerpersönlichkeit dem Fernsehpublikum aufgedrängt: Maria Schell durfte sich zum Fünfundsechzigsten ihren Herzenswunsch erfüllen, einmal im Leben auch vor der Kamera als Mutter der leiblichen Tochter aufzutreten. Hätte sie diesen Wunsch doch schon früher gehabt, als Marie-Theres noch ein Kleinkind war, dem der Gedanke, in Mutters Tränenpantoffeln zu steigen, noch fern gelegen hat. Jetzt aber zeigt sich: Ruckedieguh, zu groß ist der Tochter Mutters Schuh. Sie hat zwar Jugend und Schönheit aufzubieten gegen die Korpulenz und das einzementierte Schmerzens-Strahlelächeln ihrer Mutter, doch quälend ist es, dem Mädchen beim Schauspielern zuzusehen. Und quälend auch die pathetische Dürftigkeit des Fernsehfilms, der sich an Mauerfall und DDR-Dissidententum, an Schuld und Sühne im Eheleben und an Mutter-Tochter- Mißverständnissen ganz gründlich vergriffen hat.

Als Elfjährige wurde die kleine Theres von ihrer Mutter aus der DDR nach Paris geschafft — ein mütterliches Opfer, das aber die Tochter, zur Malerin und Geliebten eines französischen Kettenrauchers mit viel Geld gereift, der Mutter nie verziehen hat. Nun kommt die Mutter, 15 Jahre später, via Ungarn nach Paris, und der Konflikt kann seinen Stolperlauf beginnen. Schon die Begegnungsszene auf dem Bahnhof ist an Unglaubwürdigkeit nicht zu überbieten: Mutter und Tochter — 15 Jahre nicht gesehen, nicht mal auf Fotos — tragen je eine riesige Inkognito-Sonnenbrille und erkennen sich doch auf Anhieb. Das Blut ruft über den menschenwimmelnden Bahnsteig weg. Von da an kann man getrost darauf verzichten, den handelnden Personen auch nur ein Wort zu glauben, ein Mundwinkelzucken und einen Wutausbruch. „Irgendwie stehst du nicht zu mir“, hadert Marie-Theres mit ihrer Mutter und legt brüllend nach: „Du hast aus mir eine Geisel gemacht, und das 15 Jahre lang.“ Mutter Maria blickt schuldgebeugt, anstatt das Rotznäschen übers Knie zu legen, denn selten wohl hat eine Geisel so feudal gelebt wie diese unbesonnene Trine, die eine verletzte Tochter spielen soll und nur die hysterischen Allüren eines verzogenen Görs zu bieten hat. Deshalb wohl auch verschreibt sich Muttern dem Okkultismus und geht „wieder dahin zurück, wo der Geist deines Vaters auf mich wartet“. Und endlich begreift die Tochter, was sie „Mama“ schuldet: Den väterlich-weißhaarigen französischen Geliebten wird sie nicht heiraten, denn „ich hänge zu sehr an meinem Namen Wagner.“ Da trifft es sich ja gut, daß der Franzose Serge zu den verheirateten Altherren zählt, die ihre Geliebte nicht zu ehelichen pflegen. Sybille Simon-Zülch

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