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Heilung

■ Ein indizierter Text

Sarah sagte immer, seit der Entfernung ihrer Gebärmutter seien ihre Orgasmen anders. Sie erinnerte sich genau, daß sich zuerst ihr Uterus zusammengezogen habe, und das sei jetzt vorbei.

Nach der Heimkehr aus dem Krankenhaus beginnt der Schmerz nachzulassen. Ich gehe jeden Tag ein längeres Stück spazieren, ich lese Science-Fiction-Bücher, ich heile. Christine begleitet mich, kocht meine Lieblingsspeisen, hält und tröstet mich.

Eines Nachmittags, als sie an ihrem Schreibtisch vor der Schreibmaschine sitzt, beuge ich mich über sie. Sie dreht sich zur Seite und berührt ganz leicht meinen Arm und meine Schenkel, küßt mich mit Lippen, die weich und hungrig geworden sind, wie es den ihren manchmal ergeht. Ihre Stimme ist heiser geworden, und überraschend tief: eine Eigenschaft, die stets ihre Erregung verrät.

Wir legen uns aufs Bett, und wieder berührt sie meinen Arm, meine Brust, schlüpft unter meinen Kimono. Mein Becken beginnt sich ihr rhythmisch entgegenzurecken, und ich öffne mich ihr, hebe mein Bein und stemme mein Knie gegen die Wand. Sich drehend, umfaßt sie mein anderes Bein ganz leicht mit ihren beiden und streicht mit den Fingern an dem Gummischlauch herab, den ich trage, um meinen Bauch zu stützen, bis dahin, wo mein Pelzchen gerade wieder zu wachsen beginnt. Langsam, mit einem Finger, malt sie energische, kleine Kreise in den Schlitz meiner Mons. Ich beginne zu zittern und ramme meine Hüften fester zwischen ihren Körper und die Wand.

Ihr Finger taucht tiefer hinein, kehrt feucht und glatt zu meinem Zentrum zurück und zieht dieses Mal größere Kreise um die Glans, wobei sie, wie immer, darüber kichert, daß ich so naß geworden bin. Kurz gleite ich in eine meiner Lieblingsphantasien hinüber. Jene, in der wir uns die ganze Nacht geliebt haben, in der sie verlangt, daß ich immer und immer wieder komme, auf jede nur mögliche Art und Weise, manuell, oral, anal, in der sie mich zu unser beider Vergnügen streichelt und reizt, bis ich über jeden Gedanken, über meinen eigenen, vibrierenden Willen und mein Richtungsgefühl hinaus bin und ihr ganz einfach folge, wohin sie mich führt.

Ich kehre zu ihren Fingern zurück, die zwischen meinen Beinen jetzt nach jedem Abstecher in die Phantasie den Stakkato-Rhythmus der Erregung heftiger trommeln. Seltsam, daß sie mich nach all diesen Jahren immer noch zu diesen gewichtslosen, goldenen Höhen des Begehrens bringen kann.

Ich will dich, wiederhole ich in Gedanken, ich will dich, mach, daß ich komme! Ich will dich, mach, daß ich komme! Außerhalb meines Kopfes höre ich, daß ich leise stöhnende, fiepende Laute ausstoße, ich schiebe meine Hüften wieder zurecht und bewege meinen Arm so, daß ich mit beiden ihren Hals umschlingen und sie noch fester an mich ziehen kann.

Plötzlich merke ich, daß ich gleich kommen werde, kann's ihr aber nicht mitteilen, kann nicht einmal sagen: „Nicht aufhören!“ Ich fürchte mich, den Rücken durchzubiegen, fürchte mich, meine frisch verheilenden Bauchmuskeln zu spannen, komme so lautlos, daß ich weiß, sie hat keine Ahnung, daß ich gekommen bin. Ich bitte sie, mich unten anzufassen, damit sie die Spasmen fühlt, und sehe, wie ihr Gesicht bei diesem äußerlichen und sichtbaren Zeichen aufleuchtet. „Oh, gut! Du funktionierst noch“, sagt sie erfreut. „Hattest du Angst, ich würde nicht?“ frage ich sie. „Ja“, antwortet sie. „Ich auch“, gestehe ich und schmiege mich an ihren Hals, um mich treiben zu lasen, zu träumen und mich zu erinnern.

Während ich so daliege, habe ich das intensive Bedürfnis, mich nach unten zu recken und sie zu küssen. Ich lache über mich selbst: Meine Beweglichkeit ist immer noch stark eingeschränkt. Ich kann nicht auf dem Bauch liegen, nicht einmal für kurze Zeit. Ich bitte sie, nach vorn an die Bettkante zu rutschen, damit ich mich zwischen ihre Beine knien kann. Sie sieht mich zweifelnd an, zieht aber ihr Höschen aus und schiebt sich ans Fußende des Bettes. Ich muß ihr versprechen, sofort aufzuhören, wenn mir etwas wehtut, damit sie es selbst zu Ende bringen kann.

Auf den Knien bewege ich mich vorsichtig von einer Seite zur anderen, vor und zurück, bitte sie, mehr aufs Bett zu hinaufzurutschen, damit mein Brustkorb eine bequeme Stütze hat, während mein Unterleib frei beweglich ist. Ich blicke hinab, auf ihr weiches, goldenes Nest, und verspüre wieder diese Ehrfurcht, die beim Anblick von soviel Schönheit in mir aufsteigt.

Tief mein Gesicht hineintauchend, lecke ich an meinen Fingern und teile ihre Falten, sauge jenes wahrhaft zu Kopf steigende Parfüm in mich ein. Mit der Zunge ihre Lippen teilend, suche ich nach unmittelbaren Reaktionen, nach Stellen, wo ihre Lust an die Oberfläche steigt. Ich umfasse ihre Hüften mit beiden Armen, korrigiere meine Position und falle entspannt in meditative, fließende Kopfbewegungen, während meine Zunge ihre Klitoris streichelt, das Häutchen sanft nach unten schiebt. Ihr Becken bestimmt den Rhythmus; es hebt sich mir immer schneller entgegen.

Ich ermahne mich, daß ich diejenige bin, die heilen muß. Ich brauche mich nicht um ihretwillen zurückzuhalten. Ich verstärke die Stimulation, ziehe die Oberlippe über die Zähne und drücke den Schaft unmittelbar nördlich ihrer Glans hinab. Sie wirft sich von einer Seite auf die andere. Ich weiß, daß sie jetzt kommt, und bleibe bei einer steten Bewegung, ohne Tempo und Richtung zu verändern.

Heftig kommt sie zum Höhepunkt. Ich halte ihre Schenkel ganz fest, denn ich kann ihr nicht übers Bett folgen. Mit ihren weichen Beinen umklammert sie meinen Kopf so fest, daß ich von ihren Lauten nichts mehr höre. Dann entspannt sie sich ein wenig. „Genug“, sagt sie, sich immer noch meiner Zunge entgegenhebend. „Genug, ich kann nicht mehr.“ Ich kletterte zu ihr ins Bett und ziehe eine Strickdecke über uns, damit wir es warm und sicher haben.

Christine bekommt ihre Periode. Heute bringe ich ihr Wärmflaschen, Tee, Wein, kümmere ich mich um sie. Denke daran, daß ich nie wieder die allmonatlichen Schmerzen haben werde. Kein Blut mehr auf dem Bettlaken. Sie fragt mich, ob ich was dagegen habe, daß sie den Vibrator benutzt, um einen Orgasmus zur Entspannung, zur Erleichterung der Krämpfe zu bekommen. Ich habe nichts dagegen, schmiege mich an sie, denke daran, wie oft wir gemeinsam mit dem knubbelgekrönten Zauberstab gespielt, Positionen entdeckt haben, in denen wir die Stimulation gemeinsam erleben konnten, lachend versucht haben, gleichzeitig zu kommen. Jetzt surrt und summt sie vor sich hin, kommt schnell zum Höhepunkt und scheint anschließend dahinzuschmelzen, so weich ist ihr Körper neben mir. Sie hält mich im Arm, bis wir beide in den Schlaf sinken.

In der Hitze des Nachmittags liege ich, bekleidet nur mit dem rosa Gummischlauch um Bauch und Hüften, auf dem Couchbett und lese. Sie setzt sich zu mir, will über das Abendbrot sprechen, und berührt mich wie zufällig dort, zwischen den Beinen. Ich reagiere augenblicklich auf sie, und wir grinsen beide. Fast so nüchtern wie ein Arzt untersucht sie meine Schamlippen, berührt sie, berührt sie immer wieder. „Wir könnten...“, beginne ich. „Hmmmm...“, gibt sie zurück, klettert aufs Bett und kniet sie quer über meine Beine. Ich öffne den Reißverschluß ihrer Shorts und greife hinein, aber der Winkel ist falsch, deswegen begnüge ich mich damit, meine Finger unter den Saum ihrer Hosenbeine zu schieben und an ihrem Schenkel auf und ab zu streichen.

Meine Leidenschaft steigt sehr schnell, als sie nicht aufhört, zu streicheln, zu ziehen, den Blick anfangs auf ihre Finger richtet, dann auf mein Gesicht. Ich stelle mir vor, daß ich eine stark wirkende Droge genommen habe und daß mein Körper vollständig gelöst ist; Sorgen, Spannungen, Schmerzen — alles verschwunden, so daß ich in einer immerwährenden Gegenwart gefangen bin und all meine Sinne vielfach verstärkt sind. Mit einer Hand drücke ich ihre Brust, mit der anderen spiele ich mit meiner eigenen Brustwarze, genieße die Wellen der Erregung, die daraufhin in meinen Unterleib hinabschießen, wo sie sich ihren Bewegungen mitteilen.

Mein Körper spannt sich, verkrampft sich und erschlafft dann wieder — einmal, zweimal. Ich ermahne mich, nur keine Angst zu haben: früher oder später werde ich kommen, durch ihre Hand oder die eigene. Immer wieder benetzt sie die Finger und führt sie in weit ausholenden Strichen über meine inneren Lippen. Ich atme kurz, hechelnd, entspanne mich, hyperventiliere, beginne von neuem meinen grünen, leuchtenden Berg zu erklimmen.

Tief innen spüre ich, daß sich ein besonders großer aufbaut, habe ich jenes Gefühl, von dem ich glaubte, es für immer verloren zu haben. Ganz behutsam lasse ich ihn in mir aufsteigen, will ihn auf gar keinen Fall forcieren, sondern ihm soviel Zeit lassen, wie er will, bis ich mich selbst plötzlich laut aufheulen, ganz und gar Laut werden höre: Wenig schön, rauh und schnarrend in meiner Kehle, umfängt er uns beide, und ich finde wieder zu meinem Körper, zitternd, mich an sie klammernd, den Tränen sehr nahe.

Später erkläre ich ihr, wenn meine Reaktion nicht ganz genauso sei wie früher, so merke ich den Unterschied nicht. Sie strahlt mich an und erzählt mir, daß Gertie, unser gelber Labrador, sich herumgewälzt und tief geseufzt hat, als ich kam.

Ich liege auf der Seite und treibe hinein und hinaus, aus Erinnerungen/Schlaf. Kurz zuvor hatte ich an Masturbation gedacht und mein Turn-on-Regal gemustert: zwei Bücher von Ana®is Nin, „Die Geschichte der O“, Nancy Fridays „Sexuelle Phantasien der Frau“. Ich beschließe, auf Christine zu warten.

Sie kommt nach Hause, kriecht hinter mir ins Bett. Genüßlich wende ich mich von meinen Träumen ab und überlasse mich ihren Zärtlichkeiten, ihrem Liebesgeflüster. Über mich gebeugt, säumt sie mein Ohr mit ihrer Zunge. Ich stoße kleine, aufmunternde Laute aus, und die Zunge dringt tiefer ins Innere vor, kreisend, sich windend, alles berührend. Da mein anderes Ohr im Kissen vergraben ist, wirken, sobald sie tiefer eindringt, alle Geräusche fern. Sie beginnt mein Ohr mit schnellen Zungenstößen zu bearbeiten. Ich klemme die Beine zusammen, schicke Pfeile der Erregung in meinen Körper hinauf, in meine Beine hinab. Mehrmals kneift sie, um meine fast unerträgliche Erregung noch zu steigern, mit den Fingern meine Brustwarze.

Ich erkläre ihr, daß ich mich selbst berühren werde, und als ich es tue, finde ich meinen Klitoris vergrößert, pulsierend, die Schamlippen dick geschwollen. Sie tropft Öl auf ihre Finger und schiebt einen davon in meinen Hintern. Ich glaube fast zu explodieren, vor all der kribbelnden, schwellenden Erregung überall in meinem Körper, als sie ihren Finger tief in mich hineinschiebt, hinein, hinaus, hinein, hinaus. Mein Orgasmus schäumt schnell auf, überfällt mich zuerst ganz außen und schickt seine Wellen dann bis in mein Zentrum.

Halb im Schlaf erzähle ich ihr, ich hätte kurz vor der Operation so sehr gefürchtet, der Sex werde sich irgendwie auf grundlegende Art und Weise verändern, daß ich beschloß, nicht einmal daran zu denken, geschweige denn mit ihr darüber zu sprechen. Sie umarmt mich und sagt, daß sie das versteht.

Mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Lonnie Barbach (Hrsg.): ...und mein Verlangen ist grenzenlos. Erotische Erzählungen — von Frauen für Frauen geschrieben. Ullstein Taschenbuch Nr. 22019, 320 S., DM 9,80.

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