Berliner wollen Deserteure verstecken

■ Blockade des Bundeswehrkommandos in Strausberg angekündigt

Berlin. Mehr als 100 Berliner Männer, Frauen und Familien haben sich bereit erklärt, desertierende Soldaten der US-Army und der Bundeswehr bei sich zu verstecken. Das teilte die »Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär« mit. Auch bei der taz melden sich immer mehr LeserInnen schriftlich oder telefonisch. Hier die Kontakttelefonnummer: Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär, Tel.: (West) 8621331. Unterdessen haben verschiedene Organisationen zur Blockade des Bundeswehrkommandos Ost in Strausberg am Sonntag, 14.30 Uhr, aufgerufen.

Auch am zweiten Tag des Krieges setzten sich die Massenproteste auf Berliner Straßen fort. Über 10.000 vorwiegend junge Menschen zogen am Mittag durch die Innenstadt zur Straße Unter den Linden. Vor dem amerikanischen Hauptquartier in Zehlendorf blockierten mehrere hundert Menschen die Clayallee. Am frühen Morgen hatten annähernd 1.000 StudentInnen die Stadtautobahn am Rathenauplatz in Halensee versperrt. Der Berufsverkehr kam nahezu eineinhalb Stunden zum Erliegen. Studenten und Professoren der Humboldt-Uni besetzten die Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden. Neben den FU-StudentInnen streiken nun auch die der TU.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte für den Mittag zu einer fünfminütigen Schweige- und Streikpause aufgerufen. Bei der BVG wurde diese notgedrungen von oben befohlen, damit es nicht zu unkontrolliertem Stillstand in Tunneln und Panik kommen konnte. Die amerikanischen Streitkräfte in Berlin wollten gestern gegenüber der taz nicht Stellung dazu nehmen, welche ihrer Einrichtungen in den Golfkrieg einbezogen sind. Beim Bonner Verteidigungsministerium gehen nach eigener Darstellung immer mehr Hinweise »auf Desinformations- und Verunsicherungskampagnen« ein. In Berlin seien »gefälschte« Flugblätter aufgetaucht, die die Bevölkerung unter Hinweis auf den Golfkrieg dazu aufriefen, sich zur Wehrerfassung zu melden, teilte die Hardthöhe mit. Der polizeiliche Staatsschutz ermittele. taz/adn/dpa