: Sport-Show must go on
■ In den USA soll der Sportbetrieb normal weitergehen
„Wegen dieser Sache am Golf gibt es keinen Grund, irgendwelche Sportveranstaltungen abzusagen.“ Marlin Fitzwater, Sprecher des Weißen Hauses in Washington, gibt sich betont lässig. Der US- Sport gehe normal weiter, die Matches im American Football, im Basketball und im Eishockey fänden statt.
Doch viele Sportler empfinden Fitzwaters Zweckoptimismus als zynisch. Wayne Gretzky, US-Eishockey-Superstar, reagierte zunächst ungläubig, schließlich empört: „Wenn ich etwas zu sagen hätte, würde ich alle fortschicken, und ihnen sagen, sich Gedanken darüber zu machen, was eigentlich los ist. Die Spielerei ist doch zweitrangig.“ Gretzkys Vetter ist als Pilot am Golf. Auch Basketball-Profi Ron Harper (Los Angeles Clippers) denkt nicht an Dunkings. Sein Zwillingsbruder ist im Krieg. „Wie kann ich an Basketball denken.“ Die Football League erwägt bereits eine Verschiebung des für den 27. Januar angesetzten Super Bowl.
In Israel ruht der Sportbetrieb völlig. Die wichtigsten internationalen Begegnungen werden im Ausland durchgeführt — begleitet von Maschinenpistolen, Polizei und strengen Leibesvisitationen, wie am Donnerstag beim Basketball-Europapokal-Spiel zwischen Saloniki und Tel Aviv (93:81). Die Tennis-Davis-Cup-Begegnung zwischen Frankreich und Israel Anfang Februar ist noch nicht nicht abgesagt, ebensowenig die zwischen Saudi-Arabien und Malaysia sowie Singapur und Kuwait.
Stattfinden wird auch die Eiskunstlauf-EM, obgleich neben den Kriegsrisiken in Sofia auch Seuchengefahr (Hepatitis A und Typhus) und eine schlechte Versorgungslage besteht. Die Stimmung der deutschern Delegation ist im Keller. Daniel Weiss, Deutscher Meister: „Ich soll mit einem Sunnyboy-Lächeln aufs Eis, während am Golf Leute um ihr Leben kämpfen.“
In Saalbach-Hinterglemm verzichten die Organisatoren der Ski-WM am Montag auf die Eröffnungs-Zeremonie — um sich der Trauer anzupassen. Und Jana Bode, WM-Dritte im Rennrodeln, hätte nichts gegen eine WM-Absage in Winterberg: „Der Sport ist doch nicht alles, es gibt wichtigeres.“ Bayer Leverkusen hat inzwischen allen Mitarbeitern das Fliegen untersagt. miß
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