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Großdemo gegen den Krieg in Berlin

■ Treffpunkt war Brandenburger Tor/ Mollis und Schlagstöcke im Einsatz/ Momper wurde ausgepfiffen

Berlin (taz) — Rund 150.000 Berliner beteiligten sich am Donnerstag abend an der Demonstration gegen den Golfkrieg. Treffpunkt der beiden Demonstrationszüge aus dem Ost- und Westteil der Stadt war das Brandenburger Tor. Aufgerufen dazu hatten neben Friedensgruppen und Neuem Forum auch die Gewerkschaften. Die DGB-Landesvorsitzende, Christiane Bretz, rief zu Beginn der Kundgebung die Arbeitnehmer der Stadt dazu auf, bis zur Beendigung des Krieges jeden Freitag um zwölf Uhr die Arbeit für fünf Minuten ruhen zu lassen. Inmitten des kilometerlangen West-Demonstrationszuges trommelten bei eisigen Temperaturen afrikanische Rhythmusgruppen gegen Mut- und Hilflosigkeit an. Ein Chor sang Lieder aus Soweto und der ANC-Bewegung. Viele Menschen trugen Kerzen.

Während der aus dem Osten kommende Demonstrationszug mit rund 30.000 Teilnehmern friedlich verlief, kam es am Rande des Westberlines Zuges zu schweren Ausschreitungen. Eine Gruppe Jugendlicher aus dem Autonomen-Block zerschmetterte systematisch mit Eisenstangen und Hämmern die Scheiben zahlreicher Geschäfte in der Innenstadt sowie dort parkende Autos. Nach Augenzeugenberichten wurden Brandbomben ins „Kaufhaus des Westen“ und in zwei Banken geschmissen. Aus der Auslage eines Getränkeladens bedienten sie sich mit Alkohol. Friedliche Kriegsgegner, die diese Gewalttätigkeiten verhindern wollten, wurden bedroht und nach Augenzeugenberichten tätlich angegriffen. Einige Steinewerfer fingen sich allerdings auch Prügel von wütenden Demonstranten ein.

Auf der Abschlußkundgebung am Brandenburger Tor sprachen neben VertreterInnen der Gewerkschaft IGM, des Neuen Forums und der Kriegsdienstverweigerer auch der Fraktionsvorsitzende der PDS, Gregor Gysi. Dem noch regierenden Bürgermeister Walter Momper, der ebenfalls das Wort ergreifen wollte, blieb nach einem minutenlangen gellenden Pfeifkonzert nur noch der Rückzug übrig. Bodyguards geleiteten ihn ins sichere Aus.

Noch während der Kundgebung kam es am Brandenburger Tor zu Schlagstock- und Wasserwerfereinsätzen der Polizei. Als nach Abschluß der Veranstaltung etwa 1.000 Demonstranten zur ehemaligen US- Botschaft im Ostteil der Stadt liefen und dort vereinzelt Molotow-Cocktails und Steine warfen, setzte die Polizei Tränengas ein. Es kam zu mehreren Festnahmen. Aku/anb.

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