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Alliierte Luftflotte bombt unablässig weiterDie zweite Front ist eröffnet

■ Erstmals sind am Freitag US-Kampfbomber auch von der Türkei aus in Richtung Irak und Kuwait gestartet. Über 2.000 Einsätze täglich fliegt die alliierte Luftflotte gegen den Irak.

Erstmals haben gestern US- Kampfflugzeuge auch von der Türkei aus gegen den Irak angegriffen und damit eine Nordfront eröffnet. Mindestens 46 Kampfflugzeuge starteten am Nachmittag vom Luftwaffenstützpunkt Incirlik, um sich am Luftkrieg zu beteiligen. Die Flugzeuge wurden als taktische Bomber vom Typ F-11 und Kampfbomber vom Typ F-15 identifiziert. Nach der kürzlich erfolgten Verdoppelung der Stärke der US-Luftwaffe sind in Incirlik jetzt mindestens 96 Kampfmaschinen stationiert. Daneben stehen vor kurzem eingetroffene Maschinen mit dem AWACS-Frühwarnsystem bereit. In der südlichen Türkei sind inzwischen auch niederländische Luftabwehrbatterien vom Typ „Patriot“ einsatzbereit.

Die auf dem türkischen Luftwaffenstützpunkt Erhac stationierten 18 deutschen Kampfflugzeuge vom Typ Alpha-Jet unternahmen in der Nacht zum Freitag nach offiziellen Angaben über dem Stützpunkt „Nachtübungen“. An diesen Übungen beteiligten sich auch sechs italienische Aufklärungsflugzeuge.

Die von den USA geführten Streitkräfte griffen gestern im Anschluß an den Raketenbeschuß Israels durch Bagdad mehrere irakische Raketenabschußrampen an. US- amerikanischen Quellen zufolge wurden dabei elf der mobilen Rampen zerstört, darunter seien drei gewesen, die mit auf Saudi-Arabien gerichteten Raketen bestückt gewesen seien. Ob damit alle irakischen Rampen außer Gefecht gesetzt worden sind, blieb gestern unklar. Eine sowjetische „Skud“-Rakete war gestern nacht über saudi-arabischem Gebiet von den USA abgeschossen worden.

Nach Angaben des Oberkommandierenden der US-Streitkräfte am Golf, General Schwarzkopf, fliegt die alliierte Luftflotte täglich über 2.000 Einsätze gegen den Irak und Kuwait. Mehr als 80 Prozent dieser Einsätze seit Kriegsausbruch seien erfolgreich gewesen. Neben Fliegern der USA seien Piloten aus Saudi-Arabien, Kuwait, Großbritannien, Kanada, Frankreich und Italien an den Einsätzen beteiligt. Bei diesen Einsätzen seien bisher acht irakische und sieben alliierte Flugzeuge in Luftkämpfen abgeschossen worden. Der US-Sender CNN berichtete dagegen von sieben Abschüssen alliierter Maschinen alleine am gestrigen Freitag. Bagdad meldete den Abschuß von insgesamt 65 feindlichen Flugzeugen. Italien, das erst seit gestern an den Angriffen beteiligt ist, meldete den Verlust eines „Tornado“-Flugzeuges.

Im Laufe des gestrigen Tages hat auch die US-Marine in die Kampfhandlungen eingegriffen. So sollen drei feindliche Patrouillenboote entweder versenkt oder kampfunfähig geschossen worden sein.

Die US-Streitkräfte starteten gestern offenbar massive Luftangriffe auf die irakische Elitetruppe „Republikanische Garde“ in Kuwait und im Südwesten des Iraks. Daneben wurden in Bagdad Sendeanlagen des Rundfunks, das Luftwaffenministerium und der Präsidentenpalast bombardiert. Französische Flugzeuge griffen über kuwaitischem Gebiet ein Munitionsdepot an. Erstmals zeigten US-Militärs gegenüber Journalisten Videobänder von der Zerstörung irakischer Einrichtungen.

Nach Angaben des sowjetischen Verteidigungsministeriums sollen inzwischen sämtliche Flughäfen und Landebahnen des Iraks zerstört sein. Das berichtete die Moskauer Agentur 'Interfax‘. Auch französische Militärs sprachen davon, daß die irakische Luftwaffe praktisch nicht mehr existiere. klh

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