: Saddam Hussein und die Berlinale
Unsicherheit herrscht bei den Veranstaltern der 41. Internationalen Filmfestspiele in Berlin (15. bis 26. Februar) über Auswirkungen des Golfkrieges auf den Ablauf der Berlinale. »Meine Mitarbeiter und ich sind natürlich wie alle Menschen tief betroffen von der tragischen Entwicklung im Nahen Osten. Es fällt uns schwer, unsere Arbeit weiterzumachen, mit der wir ja gerade im Endspurt sind«, sagte Festivalleiter Moritz de Hadeln. »Die Atmosphäre ist bedrückend. Ich habe ganz einfach auch Angst, was das alles noch für die Berlinale bedeuten kann.«
Es sei aber noch zu früh, über mögliche Auswirkungen bereits konkrete Angaben zu machen. Immerhin seien es noch fast vier Wochen bis zur Berlinale. Nach einem Filmfest sei im Moment natürlich niemandem zumute. »Aber wir waren auch immer ein Arbeitsfestival und haben uns stets bemüht, daß die Berlinale zum internationalen Dialog und nicht zur Konfrontation beiträgt.« So hoffe er trotz allem wieder auf ein Filmfestival »mit vielen guten Filmen und möglichst wenigen Sicherheitsaspekten«. Die USA würden als großes Filmproduktionsland wieder stark auf der Berlinale vertreten sein. De Hadeln würde es auch begrüßen, wenn wieder Filme aus den arabischen Ländern in Berlin teilnehmen könnten, »aber nicht als Alibi- Filme, sondern wirklich gute Filme, ein Kriterium, das für alle anderen Länder gleichermaßen gilt«. Diesen Standpunkt habe er auch früher vertreten. Doch müsse man ebenso sehen, daß die Filmproduktion im gesamtarabischen Raum derzeit sehr gering sei oder aber »für den reinen Lokalkonsum« gemacht werde.
Die strengen Sicherheitsmaßnahmen nach dem Ausbruch des Golfkrieges vor allem im internationalen Flugverkehr könnten Auswirkungen auf die Berlinale haben, meinte der Festivalleiter. Zum einen gebe es Verzögerungen bei der Anlieferung der Filme durch die Regelung, daß die Pakete mit den Kopien mindestens 24 Stunden in einer Art »Sicherheitsquarantäne« zwischengelagert werden müssen. Gerade im Endspurt der Auswahlkommission der Berlinale könnte es dadurch zu Behinderungen kommen. Außerdem gebe es bereits Signale, wonach manche eingeladenen Gäste der Berlinale aus Übersee Angst haben, eine größere Flugreise nach Europa anzutreten — eine Situation, wie sie schon einmal 1986 nach dem US- Bombardement auf Libyen das Festival in Cannes zu spüren bekam.
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