Empört-betr.: "Die Studenten fühlen sich betrogen" (Die Berliner Wissenschaftsenatorin (SPD) nimmt zur Situation der Neuorganisation der Hochschulen der ehemaligen DDR Stellung), taz vom 20.12.90

betr.: „Die Studenten fühlen sich betrogen“ (Die Berliner Wissenschaftssenatorin (SPD) nimmt zur Situation der Neuorganisation der Hochschulen der ehemaligen DDR Stellung), taz vom 20.12.90

[...] Die von der Senatorin erhobenen Behauptungen, daß ein Abschluß an der HfÖ nicht ruffördernd ist, ein solcher niemals anerkannt worden wäre und die Studenten dort sozialistische Planwirtschaft lernen würden, negieren den von der HfÖ seit Januar 1990 konsequent eingeschlagenen Kurs der Demokratisierung, Umstrukturierung und geistigen Erneuerung. Sie sind in dieser Form wahrheitswidrig.

Als erste wirtschaftswissenschaftliche Ausbildungsstätte in Ostdeutschland setzte die HfÖ den damals verbindlichen „Studienplan für die Grundstudieneinrichtung Wirtschaftswissenschaften“ des früheren Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR außer Kraft und begann mit der Umgestaltung von Studienmodell und Lehrangebot entsprechend den Erfordernissen der sozialen Marktwirtschaft.

Die HfÖ verdoppelte ihre Immatrikulationszahlen auf 1.200, nahm Tausende Teilnehmer postgradualer Studien und Umschulungsmaßnahmen auf und gewann 90 renommierte Gastprofessoren aus Berlin, den alten Bundesländern, dem EG-Raum und aus Übersee. Die Studiengänge wurden neu konzipiert, Lehrangebote entsprechend den Anforderungen der sozialen Marktwirtschaft gestaltet. Dementsprechend fanden sogar rund 70 bisherige Absolventen der HfÖ, die nur zum Teil in den Genuß des neuen Studienmodells kamen, eine gute Anstellung bei westdeutschen Unternehmen.

Der Umstrukturierungsprozeß wurde durch demokratisch gewählte Gremien — Konzil, akademischer Senat, Rektorat, Studenten- und Personalrat — getragen und war mit dem Beginn einer personellen Erneuerung verbunden. So trennte sich die Hochschule von fast einem Viertel des Personalrats, darunter von 51 Hochschullehrern. Die HfÖ hat, ausgehend von der Einheit Berlins, bereits seit Januar 1990 einen Verbund aller Hochschulen mit wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen — auch mit Blick auf die Region Berlin-Brandenburg — vorgeschlagen und entsprechend detaillierte Vorschläge unterbreitet. Bedauerlicherweise sind angebotene Gespräche darüber weder mit der Senatsverwaltung noch mit der von ihr eingesetzten Wissenschaftskommission zustande gekommen.

Die HfÖ beurteilt die obigen Äußerungen der Senatorin in der taz als Rufmord. Vor allem die um leistungsfähige Umstrukturierung und demokratische Erneuerung bemühten Mitarbeiter und Studenten sind darüber empört. Die Hochschulleitung der Hochschule für Ökonomie, Ost-Berlin