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Private Tschernobyl-Hilfe konkret

■ Hilfsorganisationen fördern Umsiedlung und Aufbau einer eigenen Babynahrungsproduktion

Berlin (taz) — Die langfristige Hilfe für die von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl betroffenen Menschen nimmt handfeste Formen an. Im Sommer soll mit dem Bau von Wohnhäusern für zunächst etwa 100 Familien im unbelasteten Norden Belorußlands begonnen werden. Außerdem wird dort ein ehrgeiziges Projekt zur Produktion unverstrahlter Babynahrung vorbereitet. Das berichteten Vertreter des Vereins „Kinder von Tschernobyl“ und der Initiative „Mütter und Väter gegen atomare Bedrohung“ in Berlin.

Das Umsiedlungsprogramm wird auf belorussischer Seite von dem früheren Kolchosenleiter im Gebiet um Tschernobyl, Gregorij Masur, koordiniert. Masur zog im Herbst 1990 mit seiner Familie in den Ort Tscherzy 300 Kilometer nördlich seiner Heimat. 100 Familien aus der verstrahlten Region wollen ihm folgen. Dort soll ein staatlicher Saatgutbetrieb aufgebaut werden.

Die Häuser sollen in sogenannter „Lehmziegelbauweise“ errichtet werden. Maschinen zur Herstellung von Betonsteinen und Lehmziegeln wurden zum Teil schon aus Spenden, die auch aus der taz-Aktion der vergangenen Wochen stammen, beschafft. Das privat angeschobene Projekt ist um so dringlicher, als das staatliche belorussische Umsiedlungsprogramm für 1991 schon heute gescheitert ist: Es fehlt an Baumaterial und Arbeitskräften.

Neben den fortgesetzten Transporten von Babynahrung in die Katastrophenregion wollen die „Mütter und Väter gegen atomare Bedrohung“ und der Verein „Kinder von Tschernobyl“ gemeinsam im Norden Belorußlands ein großangelegtes Selbsthilfeprojekt zur Produktion von Babynahrung initiieren. Konkret soll ein trockener Getreidebrei hergestellt werden, der den Ernährungsbedarf der Kinder Belorußlands decken soll. Die Hilfsorganisationen werden dabei von einer Münchner Firma unterstützt, die sich im Bereich biologisch angebauter Nahrung spezialisiert hat. Die Initiatoren wollen mit den Projekten über die „schnelle, provisorische Hilfe hinaus langfristig die Lebensbedingungen in der Krisenregion verbessern“. gero

Spendenkonten: 1. „Unbelastete Nahrung“: Sonderkonto, Sparkasse der Stadt Berlin West (BLZ 100 500 00) Kto.-Nr. 6400 198 62

2. „Umsiedlung“ : Berliner Commerzbank (BLZ 120 400 00) Kto.-Nr. 101 0223388 02

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