: Heckelmann wird Innensenator
■ Vorläufige Namensliste des neuen Senats von CDU und SPD bekannt gegeben/ CDU schickt keine einzige Frau ins Rennen/ SPD verzichtet auf Finanzressort und bekommt dafür Wirtschaftressort
Berlin. Seit gestern kocht die Gerüchteküche im Schöneberger Rathaus wieder heftig: Nachdem mittags der künftige Regierende Bürgermeister Diepgen (CDU) bekanntgegeben hatte, daß die Koalitionsverhandlungen beendet sind, stand nur noch eine Frage im Mittelpunkt des Interesses. Wer wird was im neuen Senat? Gestern nachmittag traten die Parteigremien von CDU und SPD zusammen, der CDU-Landesvorstand gab am späten Nachmittag eine Empfehlung mit verbindlichen Namen für die Fraktion und den Landesausschuß bekannt. Die SPD will ihre endgültige Namensliste erst am Mittwoch, einen Tag vor der Wahl des Kabinetts, bekanntgeben.
Die Personalliste der Sozialdemokraten steht dennoch ziemlich fest. Die dritthöchste Frau im Land wird eine Ex-DDRlerin, die ehemalige Präsidentin der Stadtverordnetenversammlung, Christine Bergmann. Die 51jährige Apothekerin hat sich im Ostberliner Parlament schnell einen Namen gemacht, da sie die parlamentarischen Spielregeln schnell erlernte. Sie soll das neue Ressort Arbeit/Frauen erhalten und erfüllt für die SPD doppelte Quotierungsfunktion: Sie ist eine Frau und stammt aus dem Ostteil der Stadt. Als zweiter »Ostler« wird der Ex-Innenstadtrat Thomas Krüger gehandelt, der das neue Ressort Jugend/Familie bekommen könnte. Sichere KandidatInnen sind weiterhin Jutta Limbach, die wieder das Justizressort übernehmen soll, und Ingrid Stahmer, die wieder Sozialsenatorin wird — allerdings ohne das Amt Gesundheit, das fällt an die CDU. Senator für Wirtschaft und Technologie wird der derzeitige Finanzsenator Norbert Meisner; Bausenator bleibt Wolfgang Nagel. Schwer tut sich die SPD noch mit der Kultur: Im Gespräch ist der parteilose Präsident der Akademie der Künste, Ulrich Rohloff-Mommin.
Die CDU bereitete dem Rätselraten gestern ein Ende, der Parteivorstand gab die Kandidaten seiner Wahl bekannt, die noch von Fraktion und Landesausschuß bestätigt werden mußten. Auffällig: Die Christdemokraten schicken keine einzige Frau ins Rennen, und auch über ihre »Ostler« herrschte lange Zeit Verwirrung. Neuer Innensenator wird ausgerechnet FU-Präsident Dieter Heckelmann, der kein CDU-Mitglied ist. Seine Karriere an der FU ist mit großen Makeln behaftet: 1983 bootete er mit unsauberen Mitteln seinen Vorgänger, den allgemein anerkannten Germanistik-Professor Eberhard Lämmert, aus. Im Gespräch war auch der einschlägig bekannte Chef des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz, Gerhard Boeden. Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz wird wie allgemein erwartet, Ex-Kultursenator Volker Hassemer, Senator für Verkehr und Betriebe wird der promovierte Volkswirt Herwig Haase. Der 46jährige wissenschaftliche Mitarbeiter am Osteuropainstitut der FU war lange Zeit auch als Wissenschaftssenator im Gespräch. Die CDU greift auf zwei »West-Importe« zurück: Senator für Bundes- und Europaangelegenheiten wird der Bundesgeschäftsführer der CDU, Peter Radunski, neuer Wissenschaftssenator wird der baden-württembergische Ministerialdirektor Professor Manfred Erhard. Auch die CDU kam nicht umhin, einen »Ostler« ins Kabinett aufzunehmen: Senator für Gesundheit wird der völlig unbekannte Immunologe Peter Luther, der im Klinikum Buch ein Forschungsinstitut leitet. Das Finanzressort geht an den ehemaligen Wirtschaftssenator und Stadtrat Elmar Pieroth, der bei der Übernahme seiner Amtsgeschäfte im Mai vergangenen Jahres im Magistrat erst einmal durch Abwesenheit glänzte. Bleibt noch das Ressort Schule/Berufsbildung und Sport — es geht an den Zehlendorfer Bezirksbürgermeister Jürgen Klemann. Kordula Doerfler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen