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Montagsdemos gegen den Golfkrieg

■ Nach Leipziger Vorbild soll künftig jeden Montag demonstriert werden — bis der Krieg zu Ende ist/ Weiterhin Mahnwachen, Verkehrsblockaden und Protestaktionen vor Börsen und Unternehmen

Berlin (dpa/adn/taz) — Die Proteste gegen den Krieg am Golf wurden auch am Montag in zahlreichen deutschen Großstädten und kleineren Kommunen fortgesetzt. Rund um die Uhr und bei Wind und Wetter hielten vor dem Stuttgarter US-Hauptquartier für Europa, EUCOM, Mitglieder der Friedensbewegung ihre Mahnwache gegen den Krieg aufrecht. Zu „Montagsdemonstrationen“ nach Leipziger Vorbild riefen die Grünen vor der Leipziger Nikolaikirche und auf dem Stuttgarter Schloßplatz auf. Zur ersten „Montagsdemonstration“ dieser Art versammelten sich auch in München und Nürnberg Tausende auf dem Marienplatz und vor der Lorenzkirche. Kriegsdienstgegner und andere Gruppen der Friedensbewegung hatten dazu aufgerufen, von jetzt ab jeden Montag zu demonstrieren, solange am Golf Krieg herrscht.

In Hannover blockierten Studierende der Universität und verschiedener Fachhochschulen die drei wichtigsten Kreuzungen während des Berufsverkehrs, um auf die Rolle deutscher Unternehmen bei der Aufrüstung des Iraks und anderer Staaten aufmerksam zu machen. Sie forderten das sofortige Verbot aller Rüstungsexporte. In Göttingen besetzte eine Gruppe autonomer Frauen und Lesben das örtliche DGB-Haus. Sie forderten den Gewerkschaftsbund auf, die Bevölkerung zum Generalstreik gegen den Krieg aufzurufen. Sie seien nicht bereit, als Frauen künftig „Trümmer- und Trauerarbeit“ zu leisten oder „Kriegskrüppel“ zu pflegen.

An Rhein und Ruhr beteiligten sich gestern nach Schätzungen des Düsseldorfer Innenministerium rund 3.000 Menschen an Protestaktionen. Die größte Veranstaltung fand mit etwa 800 Teilnehmern in Dinslaken statt. Auch in Detmold, Bad Honnef, Duisburg, Wermelskirchen und Wuppertal wurden kleinere Veranstaltungen durchgeführt, an denen sich überwiegend SchülerInnen und LehrerInnen beteiligten. Nach Polizeiangaben hätten die Teilnehmerzahlen im Vergleich zu den ersten Tagen des Golfkriegs „rapide abgenommen“.

Auch in Bonn wurden am Montag die ständigen Mahnwachen vor den Botschaften des Iraks und der USA sowie im Stadtzentrum auf dem Münsterplatz fortgesetzt.

Mit mehreren Booten und Transparenten behinderten Kriegsgegner in Kiel das Auflaufen des deutschen Lenkwaffenzerstörers „Mölders“. Beteiligt waren nach Angaben der Wasserschutzpolizei an der Aktion etwa 20 Leute auf zwei Schiffen und mehreren kleineren Booten. In der Nacht zum Montag hatten noch viele Dutzend Demonstranten gegen das Auslaufen protestiert. Als das Schiff dann Kiel verließ, kam es nach Polizeiangaben aber zu keinen ernsthaften Behinderungen. Auf den Plakaten der Demonstranten war unter anderem zu lesen: „Die ,Mölders‘ zieht in den Krieg. Verhindern wir eine Kriegsbeteiligung aus Schleswig- Holstein.“ Nach Angaben des Flottenkommandanten fährt die „Mölders“ zu einer Einsatzübung verschiedener europäischer Nato-Länder im Atlantik.

In Berlin blockierten DemonstrantInnen den Zugang zur Börse und zur Industrie- und Handelskammer. Zu einer weiteren Blockadeaktion kam es am frühen Morgen vor den Westberliner Siemens-Werken, an der sich über zwei Stunden lang mehrere hundert Menschen beteiligten.

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