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Westpolitiker bestätigten Stasi-Spitzel

■ Das Berliner „Haus am Checkpoint Charlie“ will mit Stasi-Tätern und -Opfern Vergangenheit bewältigen

Berlin (taz) — Die Entspannungspolitik, mit der die SPD seit Ende der 60er Jahre das Verhältnis zur DDR entkrampfte, brachte manchen Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit offenbar zu der Überzeugung, „daß alles rechtens war, was wir gemacht haben“. Manfred Riemenschneider, Berufssoldat und Stasi-Mitarbeiter, fühlte sich in seiner Arbeit bestätigt, als sich damals Bundeskanzler Willy Brandt in der Hauptstadt der DDR vor seinem „Wachregiment Feliks Dzierzynski“ verbeugte. Mit dem Regiment hatte Riemenschneider öffentliche Auftritte von hohen SED- Funktionären vor Störungen zu schützen. Auch Hagen Koch, früher bei der Ehrenkompanie, beschrieb gestern auf einer Pressekonferenz im Berliner Museum „Haus am Checkpoint Charlie“ die Wirkung von Staatsakten auf seine Befindlichkeit.

Die Verbeugung von Botschaftern vor seiner Ehrenkompanie habe „uns nicht nur die Rechtmäßigkeit und Dauerhaftigkeit unseres Staates bewußt gemacht, sondern auch die des Wachregimentes, welches der Stasi unterstellt war“. Die Anerkennung der DDR und die Zahlungseinstellungen mancher Bundesländer für die „Zentrale Erfassungsstelle in Salzgitter“ hätten für ihn weitere Bestätigung bedeutet.

Riemenschneider und Koch gehören zu einer Gruppe von insgesamt acht Leuten, die entweder für die Stasi arbeiteten oder Opfer des Geheimdienstes waren. Ab Mitte Februar wollen sie sich auf Initiative des „Hauses am Checkpoint Charlie“ regelmäßig treffen. Sie wollen die Zusammenhänge von — auch ihrer eigenen — Schuld, Mitverantwortung und mangelnder Zivilcourage aufdecken.

Zu den Opfern der Stasi gehörte Siegmar Faust. Weil er sich gegen das SED-Regime engagiert hatte, war er mehrere Jahre in Haft. Er habe allerdings großes Verständnis für „die andere Seite“ — er selbst sei einer Mitarbeit für die Stasi „nur knapp entgangen“. Faust möchte in der Gruppenarbeit erfahren, wieso es nach dem Faschismus möglich war, daß es unter anderen Symbolen erneut zu Menschenrechtsverletzungen kommen konnte.

„Ich habe hier noch kein Wort von Schuld gehört“, empörte sich gestern auf der Pressekonferenz eine Journalistin. „Es klingt so, als hätte man sich der Stasi nicht entziehen können.“ Die Täter, die sich gestern bekannten, waren tatsächlich nicht einmal zum Spitzeldienst gezwungen worden. „Ich war doch ehrlichen Herzens Parteimitglied, war überzeugt von der Ideologie“, versuchte sich Heinz Kilz, ehemaliger Pressesprecher des MfS, zu erklären. Aber er fühle sich auch schuldig: „Ich habe die Opfer weinen gesehen.“ Dirk Wildt

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