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Harter Wirtschaftskampf um Gewürznelken

■ Indonesiens Regierung schafft Staatsmonopol für den Handel mit dem Gewürz — zum Ärger der Hersteller von Würzzigaretten

Jakarta (afp) — Das Nelkengewürz — auch Nägelchen genannt — spielt in Indonesien eine wichtige Rolle: Es dient zur Herstellung der in dem Inselstaat äußerst beliebten Gewürzzigaretten, der „Kretek“. Jetzt liefern sich zwei mächtige Organisationen einen erbitterten Kampf um die Kontrolle des Nelkenmarktes. Dabei steht auf der einen Seite eine Gemeinschaft privater Gewürzhändler, die über gute Beziehungen zur Regierung verfügt. Ihr Vorsitzender ist der jüngste Präsidentensohn, Hutomo Mandala Putera, besser bekannt unter seinem Spitznamen Tommy. Auf der anderen Seite stehen die Hersteller der Gewürzzigaretten, die einen Industriezweig mit Hunderttausenden Angestellten kontrollieren.

Der Nelkenkrieg ist durch eine neue Verordnung der Regierung entbrannt. Eine neu geschaffene Behörde namens „Nelkenproduktions- und Unterstützungskommission“ (BPPC) — deren Vorsitzender Tommy ist — erhielt mit Beginn des neuen Jahres das Monopol für den Kauf des Gewürzes von den Bauern. Die Vereinigung der Zigarettenhersteller (GAPPRI) kann also den Rohstoff für ihre Produktion nicht mehr direkt bei den Produzenten, sondern nur noch über die BPPC einkaufen. Doch die Kretek-Produzenten wollen das nicht hinnehmen. „Wir sind nicht gezwungen, die Nelken von der BPPC zu kaufen“, sagte ein Sprecher der Kretek-Hersteller, „wir haben ausreichend Lagerbestände“.

Tatsächlich haben die Zigarettenproduzenten 60.000 bis 80.000 Tonnen in ihren Lagern. Damit könnte die Kretek-Produktion ein Jahr lang fortgesetzt werden.

Insgesamt leben in Indonesien rund 3,5 Millionen Menschen — vom Bauern bis zur Arbeiterin in der Zigarettenfabrik — von Anbau und Verarbeitung des Gewürzes.

Die BPPC bereitet sich derzeit darauf vor, die gesamte Ernte dieses Jahres, rund 100.000 Tonnen im Wert von ungefähr 800 Milliarden Rupien (etwa 630 Millionen Mark) aufzukaufen. Dafür muß jedoch das nötige Geld gefunden werden, und der Sohn von Präsident Suharto, Tommy, ist eifrig auf der Suche nach Krediten.

Die Regierung begründete die Schaffung des staatlichen Einkaufsmonopols damit, daß so den Bauern endlich feste Preise garantiert würden, nachdem ein Präsidentendekret von 1980 nicht die gewünschte Wirkung erzielt habe.

Damals war die staatliche Firma Kerta Niaga damit beauftragt worden, den Bauern einen Mindestpreis von 6.500 Rupien (etwa fünf Mark) pro Kilo Nelkengewürz zu zahlen, um die Preise stabil zu halten. Aus Geldmangel hatte die Firma jedoch ihren Auftrag nicht einhalten können, die Preise lagen bis zu einem Drittel unter dem garantierten Minimum.

Die nächst Etappe des Nelkenkriegs ist übrigens schon programmiert: Die Regierung muß bis zum Beginn der Nelkenernte Anfang Februar die Preise festlegen, zu denen die BPPC das Gewürz an die Zigarettenhersteller weitergeben soll. Es ist kaum damit zu rechnen, daß sich die Kretek-Produzenten mit den Preisvorstellungen der Regierung einverstanden erklären werden. Schon jetzt gaben sie bekannt, daß sie keinesfalls mehr als 9.500 Rupien pro Kilo bezahlen würden. Dabei gingen sie davon aus, daß die Bauern 7.500 Rupien erhielten.

Das edle Gewürz bleibt also der Tradition treu Streitobjekt zu sein: Immerhin hat es bereits vor einigen Jahrhunderten Spanier, Portugiesen und Holländer zum Kampf um den indonesischen Archipel verleitet.

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