: PDS will sich für Westlinke öffnen
■ Parteitag am kommenden Wochenende/ Gysi soll Parteichef bleiben/ Vorstand wird verkleinert/
Berlin (dpa) — Die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) will sich auf ihrem 2. Parteitag am kommenden Wochenende auch organisatorisch für Linke aus der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland öffnen. Die Partei — mit bisher nur einigen hundert Mitgliedern in den alten Bundesländern — hatte bei der Bundestagswahl im alten Bundesgebiet mit bundesweit nur 0,2 Prozent eine schwere Schlappe erlitten. Auf dem jetzigen Parteitag sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, daß sich die Partei in den nächsten vier Jahren „so stabilisiert, daß sie mindestens fünf Prozent in ganz Deutschland erreicht“, sagte Pressesprecher Hanno Harnisch.
Auf dem Parteitagsprogramm steht neben einem Referat des Vorsitzenden Gregor Gysi auch die Neuwahl der Parteigremien. Der Vorstand hat für den Posten des Vorsitzenden nur Gregor Gysi vorgeschlagen. Zu Stellvertretern Gysis sollen Marlies Deneke und der „theoretische Kopf der Partei“, Andre Brie, gewählt werden. Ein weiterer Stellvertreterposten ist für die Westlinken reserviert, die sich auf einer Tagung in Bonn am vergangenen Wochenende jedoch auf keinen Kandidaten einigen konnten. Gysi selbst plädierte dabei für eine Frau.
Als weitere Neuerung soll das Amt eines Bundesgeschäftsführers geschaffen werden. Dafür hat der Vorstand den Westdeutschen Wolfgang Gehrke vorgeschlagen. Die Delegierten müssen sich ferner auf einen neuen Schatzmeister einigen. Als Konsequenz aus dem Finanzskandal der PDS, der die Partei schwer erschüttert hatte, soll dem Schatzmeister, der mit einem Vetorecht ausgestattet ist, eine ihn kontrollierende Finanzkommission zugeordnet werden.
Die Partei hat nur noch 284.044 Mitglieder. Vor dem Zusammenbruch der DDR hatte die Vorgängerin der PDS, die ehemalige DDR- Staatspartei SED, zwischen 2,2 und 2,3 Millionen Mitglieder. Den Delegierten wird vorgeschlagen, den neu zu wählenden Vorstand von derzeit 100 auf 70 Mitglieder zu verkleinern. Ein Parteirat soll mehr Basisdemokratie gewährleisten.
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