: Wachsendes Interesse an Kriegsdienstverweigerung
Bremen (ap) — Seit dem Beginn des Golfkrieges erwägen viele Bundeswehrangehörige, darunter auch Zeit- und Berufssoldaten, den Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern. Das ist der Eindruck des Bremer Pastors Ulrich Finkh, der die „Zentralstelle für Recht und Schutz der Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen“ leitet. Bei der Zentralstelle hätten sich vor Beginn der Golfkrise und des Krieges täglich vier oder fünf junge Männer Rat geholt. Jetzt gingen mehr als 50 Anrufe täglich ein. Die Zentralstelle habe einen Telefondienst über den ganzen Tag eingerichtet. In der Nacht sei ein Anrufbeantworter eingeschaltet.
Finkh berichtete weiter, daß die Bearbeitungsdauer für Anträge auf Verweigerung inzwischen bis zu einem Jahr betrage. Daraus sei zu schließen, daß die Zahl der Anträge sprunghaft angewachsen sei. Die Bearbeitungsfrist dürfe laut Gesetz sechs Monate nicht überschreiten. Vor der Krise habe sie bei zwei bis drei Wochen gelegen. Finkh empfahl den Soldaten und Reservisten, die den Kriegsdienst verweigern wollen, sich nicht an die Bremer Zentralstelle zu wenden. Sie sollten sich vielmehr bei ihrem Kirchenkreis oder Dekanat nach dem Beauftragten für Kriegsdienstverweigerer erkundigen. Für einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung brauche nur ein formloses Schreiben an das zuständige Kreiswehrersatzamt gerichtet zu werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen