: Shame & Glory und Try'n Error
■ Schwingende Mülltonne
Die Liste der Formationen, in denen Berni Kost, Olli Rosthal, Gerald Meyer und, als Gastmusiker, Peter Schiffers von Shame & Glory seit Jahren ihr Unwesen trieben oder noch treiben, liest sich wie das Who is Who der Düsseldorf-rheinischen Musikszene: Stunde-X, Start!, S-Chords, Family 5, Mimmis, Peters Party — das Ergebnis dieser eigenwilligen Kombination wiederum klingt wie das um alle Haken, Ecken, Kanten, Sperrigkeiten bereinigte Resümee des klassischen Melodypunkrocks.
Klare, schlichte Arrangements, eingängig harmonische Melodien und eine ewige Wellenbewegung von Zurücknahme und Beschleunigung des Tempos, dazu hin und wieder einen liebevollen Oooaah-Hintergrundchor und das eine oder andere frisselige Gitarrensolo. Die Demokassette stellt vier einwandfrei produzierte Stücke vor, die durchgehend bereits mit dem ersten Ton wie Ohrwürmer klingen, die Titel der einzelnen Songs erinnern an längst vergangene Tage legendärer Punkrockkapellen (so wird aus »Where Are They Now«, dem Schunkelgrölhit von Cock Sparrer, das indiechartsverdächtige »Where Are You Now«) — schlicht und ergreifend handelt es sich bei Shame & Glory um die perfekte, untadelige Umsetzung der archaischen Punkrocktradition. Möchte man hoffen, daß sich die Liveversion dieser Musik nicht ganz so gepflegt und gezügelt gestaltet wie die schon fast zu braven Studioaufnahmen.
Wie auch Shame & Glory fanden sich die Mitglieder der Berliner Try'n Error Ende 1989 zusammen, letztere hingegen vermitteln eher den Eindruck einer in hektische Schwingungen versetzten Mülltonne. Der leicht kreischige Gesang der einzigen Frau in dieser fünfköpfigen Kapelle bewegt sich auf einem bewundernswert leichtfüßig dahinrasenden Schlagzeugereignis (Gratulation und erstaunter Applaus für jedes einzelne Stück, das Matze Mard auf der Bühne so souverän hinzaubert), dem lediglich ein Bass und zwei Gitarren unentwegt in die Quere geraten.
Live dürften sie ein unglaubliches Chaos bieten; ihre Stücke bestehen aus permanentem Rhytmuswechsel, Rückkopplungen, Gitarrenunwettern, Bollerbassbombardements, Wechselgesängen zwischen Barbara und Moritz »No Mies« Kuhlenbäumer und ergeben — man weiß nicht genau wie — zum Schluß ein störrisches und wunderbarerweise rundes Ganzes. Magenkrampfmusik der erlesenen Sorte, zum reinen Zuhören absolut nicht geeignet — also das bequeme Schuhwerk an den Tag geholt und auf zur großen Pogoparty ins K.O.B.! Erika
Ab 22 Uhr im K.O.B.
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