: taz bald in der Axel-Springer-Straße?
■ Bürgermeister König (SPD) will den Pressezar ehren
Kreuzberg. Ein Herz für Satire möchte man fordern, angesichts der Wirklichkeit, die wie immer schlimmer ist. Denn das für Satire zuständige Magazin 'Titanic‘, das die Entwicklung der taz zur 'FAZ‘ mit kritischer Gehässigkeit verfolgt, bohrt mit seiner Februarausgabe in einer möglichen neuen Wunde. Die taz, so die 'Titanic‘, werde bald nicht mehr in der Kochstraße hergestellt, sondern in der »Axel-Cäsar-Springer-Straße«. Die Umbenennung sei vom Kreuzberger Bürgermeister König (SPD) und seinem Stellvertreter und Volksbildungsstadtrat Jordan (AL) schon ausgekaspert, das sei auch die rechte Adresse für die taz: »Wieviel schöner liest sich doch die neue Anschrift: die tageszeitung, Axel-Cäsar-Springer Straße 18, 1000 Berlin 61. Ja, da wächst zusammen, was zusammengehört.«
Die Berlin-Redaktion wollte wie immer die Wahrheit wissen. Kreuzbergs König meint, daß das nicht sein Vorschlag sei, aber rundheraus abgelehnt habe er auch nicht. Den Vorschlag habe Heinrich Lummer in die Welt gesetzt. Außerdem entscheide das die Bezirksverordnetenversammlung. Aber: Eine »signifikante Straße im historischen Zeitungsviertel« müsse es sein. Nicht unbedingt die Kochstraße, es gebe ja noch die Zimmerstraße, Charlottenstraße, Markgrafenstraße. Aber ausschließen wolle er nichts.
Für »falsch und daneben« hält das der AL-Bildungsstadtrat Jordan. Eine »ehrende Zudeckelung« sei »das Gegenteil von Bildung« und daher nicht seine Sache. Man müsse vielmehr »die Rolle Springers zwischen Aufklärung und Unbildung« diskutieren.
In der Hamburger Springer- Zentrale wartet man auf »die Initiative der Berliner Politiker«, es sei nicht die Art des Hauses, bittend vorzupreschen. Ein »konkreter Vorgang« sei ihm nicht bekannt, meint Ex-'Stern‘-Chef und Springer-Sprecher Bremer. Man werde aber »gerne mitmachen«.
In Hamburg haben die Politiker schon entschieden. Dort wurde der Platz vorm Springer-Haus an der Kaiser-Wilhelm-Straße umbenannt. Und daran, daß man in der Adresse nun »doppeln« müsse — Axel-Springer-Verlag, Axel- Springer-Platz —, daran, so Bremer, habe er sich schon gewöhnt. Auf alle Fälle dürfe es nicht Axel- Cäsar-Springer-Straße heißen. Denn den Zweitnamen Cäsar habe dieser »nie gepflegt«. kotte
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