piwik no script img

Friedensgruppen blieben ungehört

■ KriegsgegnerInnen demonstrierten vorm Dresdner Landtag

Dresden (taz) — Die Mitglieder des sächsischen Landtages mußten gestern den Seiteneingang benutzen. Sitzend und trommelnd empfingen einige hundert KriegsgegnerInnen die Abgeordneten am Eingang und forderten sie auf, gemeinsam über Aktionen gegen den Golfkrieg zu diskutieren. Sachsen solle in Bonn gegen Steuererhöhungen zur Finanzierung des Golfkrieges auftreten, Deserteuren Asyl gewähren und sich jeglicher wirtschaftlicher Unterstützung des Massenmordes enthalten.

Auch die Anträge der Fraktion Bündnis 90/Grüne fielen erwartungsgemäß durch, bevor sie überhaupt gehört wurden. Darin sollte der Landtag aufgefordert werden, einen Boykott gegen Iraks Rüstunglieferanten sowie ein Asylrecht für amerikanische und sowjetische Deserteure zu beschließen und die Steuererhöhungen zu verweigern.

In der Aussprache referierte CDU-Fraktionschef Herbert Gohliasch über die Unabwendbarkeit des Krieges als Folge der Politik des „Wahnsinnigen“. Er wolle nicht den Schrecken für Unschuldige verniedlichen, verstehe auch die Bewegung auf der Straße; doch es gelte, die „Weltrechtsordnung“ zu verteidigen. „Betroffen vom Automatismus, mit dem die Welt in diesen Krieg hineingeschliddert ist“, forderte SPD- Fraktionschef Kunckel, „die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren“. Die Verlegung von Bundeswehreinheiten in die Türkei sei eine Fehlentscheidung.

Jede Diffamierung der Friedensbewegung wies Klaus Bartl (Linke Liste/PDS) zurück. Cornelia Matzke (Bündnis 90/Grüne) erklärte, das Postulieren politischer Gründe für den Krieg sei Heuchelei, hier gehe es um wirtschaftliche Interessen. „Die Hälfte der Einwohner des Irak sind Kinder“, mahnte die Sprecherin und forderte eine Nahostfriedenskonferenz, an der auch die irakische und kuwaitische Opposition sowie das kurdische und palästinensische Volk teilnehmen müßten. Doch auch dieser Ruf blieb im Hohen Haus Sachsens ohne Folgen. Detlef Krell

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen