piwik no script img

Per Friedensvertrag zur Kunst

■ Israelische und palästinensische KünstlerInnen im Haus der Kirche

Es ist möglich — unter diesem Motto stellen israelische und palästinensische Künstler gemeinsam aus. Sie stehen damit in der Tradition der künstlerischen Zusammenarbeit von Juden und Arabern aus den besetzten Gebieten, die in den letzten Jahren bereits einige Ausstellungen auch gegen offizielle Restriktionen durchsetzten. Alle 24 beteiligten KünstlerInnen haben einen symbolischen Friedensvertrag unterzeichnet, worin den Palästinensern ein Recht auf einen eigenen Staat zugesprochen wird, Jerusalem zur entmilitarisierten Stadt erklärt wird und die Staaten Israel und Palästina einen Nichtangriffspakt abschließen. Rund tausend Künstler und Intellektuelle unterstützen mittlerweile diesen Vertrag

Die Bilder haben keinen gemeinsamen Stil. Die israelische Moderne ist ebenso vertreten wie die junge palästinensische Kunstbewegung, die oft auf traditionelle arabische Motive zurückgreift. Kriterium für die Beteiligung an der Ausstellung war nicht Professionalität, sondern vor allem das Unterzeichnen des Friedensvertrags, und obwohl alle TeilnehmerInnen Kunst studiert haben, ist das Niveau sehr unterschiedlich.

Der Israeli David Reeb zeigt in seinen schwarzweißen Acrylbildern alltägliche Szenen wie Soldaten und Schulmädchen oder arabische Straßenkehrer in den Straßen Israels. Seine Werke leben von Kontrasten und dem scharfen Blick für ganz gewöhnliche Ungerechtigkeit. Die Künstlerin Michal Goldmann malt im Grau der Häuser, im Schwarz der Antennen und im Gelb des Lichts Tel Aviv vom Dach und andere Bilder, die nicht explizit politische Fragen thematisieren. Auch viele palästinensische TeilnehmerInnen drücken ihre Hoffnungen eher symbolisch aus, wie Walid Abu Shakra in seinen Radierungen, die Olivenbäume und Felder zeigen, oder wie Tayseer Barakat, der mit Bleistift und feinen, hellen Wasserfarben den Fellachen vor dörflichem Hintergrund stilisiert.

Die Eröffnung der Ausstellung war vom Golfkrieg überschattet, und obwohl Jörn Böhme vom Deutsch- Israelischen Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten und andere Redner dazu aufriefen, man müsse »das Unmögliche möglich machen«, war es schwer, daran zu glauben. Eine israelische Künstlerin sagte: »Es ist seltsam, an einem Tag wie heute über die Situation von Künstlern in Israel zu sprechen...« Im Begleitheft zur Ausstellung war zu erfahren, daß die KünstlerInnen die Ausstellung, die nach Amerika und jetzt Deutschland später auch in Japan präsentiert werden soll, ursprünglich zum dritten Jahrestag der Intifada in Israel und den besetzten Gebieten zeigen wollten. Aus Angst vor Anschlägen verzichteten sie aber darauf. Für ihren Friedensvertrag werden die KünstlerInnen sowohl von Israelis kritisiert, die mit den Palästinensern nichts zu tun haben wollen, als auch von Palästinensern, für die Kollaboration mit dem Besatzer Verrat ist. Ist »es« möglich? Ayala Goldmann

Es ist möglich. Bis zum 31. Januar im Haus der Kirche, Goethestraße 26-30, Berlin 12.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen