piwik no script img

Flatternde Nerven beim Tempogegenstoß

■ Die Bundesliga-Handballerinnen des TSV Gutsmuths waren zu aufgeregt, nutzten ihre Chancen nicht und unterlagen gegen Bayer Leverkusen mit 18:23 (9:11)/ Boshafter Bayer-Trainer Ligges zog zwei wurfkräftige Asse aus dem Ärmel

Charlottenburg. Nervenstärke gehört leider immer noch nicht zu den großen Vorzügen der Handballerinnen vom TSV Gutsmuths. Im letzten Spiel der Bundesliga-Hinrunde unterlagen sie den früheren Serienmeisterinnen aus Leverkusen mit 18:23, obwohl gute Chancen bestanden, den längst nicht mehr unschlagbaren Gästen endlich mal zwei Punkte abzuknöpfen.

Die ersten zwanzig Minuten gab es noch genügend Gründe zu hoffen, daß dies gelänge. Zum Beispiel arbeitete die Abwehr konzentriert und schnell und gab den überaus gefährlichen Leverkusener Werferinnen Bianca Urbanke und Sabine Wagner wenig Möglichkeiten zu Torerfolgen aus dem Rückraum. Bloß am Kreis und auf den Außenpositionen gab es Lücken, die von der flinken Michaela Erler souverän genutzt wurden.

Nun soll in diesem Zusammenhang auch nicht verschwiegen werden, daß Berlins Torhüterin Peggy Poppe sich an diesem Tage ein wenig unglücklich anstellte bei ihren Versuchen, den Ball auf dem Weg ins Tor aufzuhalten. Was zunächst auch nicht schlimm war, da ihre Mitspielerinnen beim Torewerfen gut mit dabei waren. Daß dies klappte, lag am zunächst ruhigen Aufbauspiel, der Treffsicherheit von Sybille Schimmel und an dem trotz des immer noch schlimmen Daumens großen Durchsetzungsvermögen von Sabine Erbs.

Bis sieben Minuten vor der Halbzeit gab es so ein gutes, spannendes Bundesligaspiel zu sehen, doch nun begann der flatternden Nerven erster Teil. Den Leverkuserinnen gelang in dieser Zeit kein Tor mehr, sei es aus Nachlässigkeit oder wegen der zunehmenden Abwehrstärke von Gutsmuths; nur — den Berlinerinnen widerfuhr das gleiche Schicksal, aber ganz einfach aus Trotteligkeit. Bloß mit zwei Toren lagen sie zurück, hatten dreimal hintereinander den Ball abgefangen und erstklassige Möglichkeiten zu Tempogegenstößen. Und was passiert? Beim ersten: Schrittfehler, beim zweiten: auf den Fuß gedribbelt, beim dritten: ein Paß über zwei Meter zur Gegnerin.

Nun gut, die zweite Halbzeit sollte besser werden, aber da zog Leverkusens Trainer Volker Ligges boshafterweise seine beiden Asse. Corinna Kunze, ziemlich groß und mit ziemlich derber Wurfkraft im Arm, machte den fast einen Kopf kleineren Berlinerinnen die Abwehr von Würfen fast unmöglich. Zusätzlich wurde noch Bianca Urbanke öfters eingesetzt, welche über ähnliche Qualitäten verfügt wie erstere.

Aber nicht diese beiden waren entscheidend für die Niederlage. Viermal in Überzahl gelang es den Gutsmuths-Frauen nicht, den Rückstand aufzuholen, sie mußten sogar Gegentreffer hinnehmen, welche alle nach Abspielfehlern entstanden. Nicht zu vergessen den obligatorischen verworfenen Siebenmeter.

Das macht aber alles nichts und ist auch nicht schlimm. Es zeigte sich, daß das gemeinsame Spiel mit den vielen neuen Spielerinnen immer besser funktioniert, und selbst gegen die Spitzenteams der Bundesliga teilweise gute Leistungen möglich sind. Nur halt die Nerven; die werden in zwei Wochen erneut auf eine ganz besondere Probe gestellt werden. Da steigt zu Beginn der Rückrunde das emotionsgeladene Lokalderby gegen Tempelhof-Mariendorf, welches im Hinspiel für Gutsmuths knapp verloren ging. Warum, muß ja wohl nicht mehr erwähnt werden. Schmiernik

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen