: Verführerisch erleichternd
In den Wochen, bevor US-Bomber Bagdad angriffen, teilte die US-Regierung offiziell mit, daß im Kriegsfall die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet zensiert werden. Man habe aus dem Vietnamkrieg gelernt und wolle nicht noch einmal einen Krieg an die Presse verlieren. Dementsprechend gibt es jetzt kaum Berichte und Bilder von den Opfern der „zielgenauen“, massenhaften Bombenabwürfe. Dieser Krieg sieht fast so aus wie ein technisch raffiniertes Computer-Spiel — verführerisch erleichternd. Kein Massenmord, keine atomare Verseuchung, keine Chemiewaffen, keine ökologische Katastrophe durch brennende Ölfelder.
Doch was ist mit den zerbombten Menschen in Bagdad, mit den Leichen der Soldaten, mit der Verzweiflung und Angst in den Gesichtern arabischer und israelischer Kinder, mit der Panik der Flüchtenden? Und wie geht dieser Krieg weiter? Das Entsetzen, das Morden, die mögliche unabsehbare Ausdehnung dieses Krieges werden ausgeblendet.
Haben wir aus dem Vietnamkrieg gelernt? Wir haben die grauenvollen Bilder noch vor Augen, wir wissen um das unbegreifbare Leid in einem Krieg — aus Dresden, aus Hiroshima, aus Vietnam... Wir brauchen keine neuen Bilder aus Bagdad und Tel Aviv. Jutta von Ochsenstein,
Mutlangen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen