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IG Metall will Gespräche statt Aktionen

■ Gespräche sollen Pro-Kriegs-Mehrheiten kippen

140 Bremer IG-Metall-FunktionärInnen debattierten am Montag abend auf einer außerordentlichen Vertreterversammlung mögliche innerbetriebliche Strategien gegen den Golfkrieg. Fazit aller „ganz brutal ehrlichen“ Lageberichte, so einer der Anwesenden: „Wir haben in den Betrieben die Mehrheitsmeinung gegen uns. Alles andere wäre Hochstapelei.“ Die Mehrheit der IG-Metall-Mitglieder, so IGM-Gewerkschaftssekretär Rainer Lehlbach, vertrete eindeutig die Position:“ „Irgendwer muß ja den Hussein stoppen.“ In der Vertreterversammlung sei mit großer persönlicher Betroffenheit geredet worden. Lehlbach: „In einer Art und Weise, wie ich es bei der IG-Metall noch nicht erlebt habe. Es gab keine Resolution, die diese Stimmung hätte auffangen können.“ Die vorbereiteten Resolutionsentwürfe blieben in den Aktentaschen. Ein Teilnehmer aus einem Großbetrieb: „Es ist jetzt nicht die Zeit für spektakuläre Aufrufe. Wir müssen sehr viel tiefer ansetzen.“ Die GewerkschafterInnen beschlossen deshalb nur, sich „in den Betrieben in vielen Gesprächen persönlich“ für einen sofortigen Waffenstillstand und die gegen deutsche Kriegsmitfinanzierung einzusetzen. Ein IG-Metaller: „Das ist hundert mal mehr wert, als wenn man durch die Betriebe rennt und Papiere anklebt.“

Ist diese Aufforderung zu Gesprächen von KollegIn zu KollegIn nicht sehr bescheiden, angesichts von Aktionsvorschlägen wie weiteren „Gedenkminuten für den Frieden“ oder gar „Streiks in Rüstungsbetrieben“? Rainer Lehrbach: „Das ist überhaupt kein Zurückweichen. Der Funktionärskörper ist wild entschlossen, alle Maßnahmen zu ergreifen, um den Krieg zu stoppen. Aber es ist schwer zu sagen, ob und in welchem Maße wir es schaffen, Betroffenheit herzustellen. Die Medien haben es geschafft, mit dem 'klinischen' Krieg die Stimmung zu drehen.“ Ein IG-Metaller kommentierte: „Wenn Du einen Streik machen willst, brauchst Du die Mitglieder dazu.“ B.D.

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