Deutschland — ein neues Imperium?

■ Nach der bipolaren Welt — eine neue Weltära INTERVIEW

Neben den konkret sichtbaren Kriegsgewinnlern gibt es eine Reihe Kandidaten, die als die großen Abräumer der Zukunft unter Verdacht sind. Es folgt ein Auszug aus einem Interview der Turiner Tageszeitung 'La Stampa‘ mit dem französischen Sozialisten und Kronprinzen von Staatspräsident Mitterrand, Alain Minc, über sein neues Buch „La vengeance des nations“ (die Rache der Nationen) und die politischen Perspektiven, die sich aus dem Golfkrieg ergeben.

Frage: Welches sind die Grundthesen Ihres Buches?

Minc:Erstens: Die Ära einer Welt geht zu Ende, in der es eine Bedrohung (die Sowjetunion), aber kein Risiko gab; wir treten in eine Welt ein, in der es keine Bedrohungen, aber viele Risiken gibt. 2.: Daraus entsteht ein neues Europa. Der Mythos des übernationalen Europa geht zu Ende. 3.: Dies geschieht durch die Renaissance der Nationalstaaten, und durch die Wiederentstehung Deutschlands als imperiale Demokratie, ähnlich wie die Vereinigten Staaten 1945. Japan ist eine imperialistische Oligarchie. Wir haben im Osten bisher stets das Sowjetreich erlebt. Dort wird für Europa nun ein noch Jahrzehnte existierendes großes schwarzes Loch sein...

Seit dem Ausbruch des Golfkrieges spricht man aber erneut von amerikanischer Hegemonie.

Es wird eines der letzten Male sein, daß Amerika Hegemonie besitzt. Die amerikanischen Soldaten sind heute nur noch Söldner, für ihren Kampf von anderen Ländern bezahlt. Außerdem haben die Amerikaner riesige Schwierigkeiten im Pazifik. Sobald Japan den Krieg mit Rußland definitiv beendet hat, braucht es, wie Deutschland, keinen amerikanischen Schutz mehr. Amerika wird zu einer großen, aber nur noch regionalen Macht mit einem starken Einfluß am Golf.