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Flüchtlingsstrom erwartet

■ UN-Flüchtlingskommissar braucht 176 Millionen Dollar für Golf-Flüchtlinge/ 2.000 Menschen an irakisch-jordanischer Grenze

Brüssel/Ruweisched (ap/afp) — Die Vereinten Nationen und andere Organisationen rechnen damit, daß als Folge des Golfkriegs bis zu 1,2Millionen Menschen ihre Heimat verlassen werden. Nach Angaben des amtierenden Leiters des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR), Douglas Stafford, der am Dienstag mit Vertretern der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel zusammentraf, haben seit Beginn des Krieges nur relativ wenige Menschen den Irak und Kuwait verlassen — rund 10.000 Menschen, hauptsächlich Ägypter und andere Nicht-Iraker, die seit Kriegsbeginn aus dem Irak weggegangen sind. Etwa 3.000 bis 4.000 Menschen seien nach Jordanien, rund tausend nach Iran und etwa 300 nach Syrien geflüchtet. Man rechne jedoch mit einem großen Flüchtlingsstrom in den kommenden Wochen. Der Sprecher des Hochkommissariats, Sergio Viera de Mello, berichtete, in vier Nachbarländern des Iraks richteten die Vereinten Nationen in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen Lager für jeweils 100.000 Menschen ein.

Das UNHCR hat sich an die UN- Mitgliedsstaaten gewandt, um 176 Millionen Dollar (262 Millionen Mark) für die Versorgung der Flüchtlinge am Golf aufzubringen. Auf diese Summe schätzte der belgische Vertreter des UNHCR am Dienstag den Bedarf, um in Jordanien, Syrien, der Türkei und in Ägypten jeweils 100.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Die UN-Organisation verfügt selbst nur über ein Budget von 550 Millionen Dollar jährlich. Dies entspreche etwa den Kosten für einen Kriegstag am Golf, sagte Stafford.

Über 2.000 Flüchtlinge aus dem Irak, der größte Teil von ihnen Ägypter, sitzen zur Zeit vor der Grenze zu Jordanien fest. Dies berichtete ein Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) am Dienstag am jordanischen Grenzposten Ruweisched. Zahlreiche Menschen säßen schon seit fünf Tagen vor der Grenze zu Jordanien fest und müßten in ihren Autos übernachten. Das IKRK und der jordanische Rote Halbmond versorgten die Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln und Medikamenten. Knapp tausend Personen gelang es hingegen am Dienstag, auf jordanisches Territorium vorzudringen. Dabei soll es sich mehrheitlich um Sudanesen handeln. Der irakische Botschafter in Jordanien teilte mit, die langen Wartezeiten ergäben sich durch neue, in Bagdad verhängte Maßnahmen, denen zufolge Araber, die den Irak verlassen wollen, ein Ausreisevisum benötigen.

Vertreter des IKRK haben am Montag in Saudi-Arabien irakische Kriegsgefangene besucht. Das Rote Kreuz hat dagegen noch keine Erlaubnis erhalten, die Kriegsgefangenen aus den multinationalen Streitkräften im Irak aufzusuchen.

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