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Teurer Boykott

■ Wer die Kopfsteuer nicht boykottiert, muß mehr zahlen: Die „Poll Tax“ in Schottland wird erhöht

Dublin (taz) — Weil über die Hälfte der schottischen Bevölkerung die umstrittene Kopfsteuer boykottiert, soll die andere Hälfte jetzt mehr zahlen. Die Bezirksverwaltungen haben in dieser Woche die neuen Zahlen bekanntgegeben. Die Bewohner der Lothian-Region müssen 34 Prozent mehr aufbringen als im vergangenen Jahr, obwohl der Haushalt um 20 Millionen Pfund (60 Millionen Mark) gekürzt worden ist. An der Spitze liegt Edinburgh: Alle erwachsenen Einwohner der schottischen Hauptstadt müssen unabhängig vom Einkommen in diesem Jahr 584 Pfund (etwa 1.750 Mark) hinblättern. In Glasgow sind es immerhin 435 Pfund (1.300 Mark). Darin ist ein „Zuschlag“ von 62 Pfund enthalten, der den Ausfall durch die Boykotteure kompensieren soll.

Die Erhöhung der „Poll Tax“, die in verschiedenen Bezirken das Dreifache der Inflationsrate beträgt, setzt nach Meinung von Experten eine Spirale in Gang: Der Zahlungsboykott führt zu einer Anhebung der Steuer, was wiederum zu einer Ausweitung des Boykotts führt. Der britische Umwelt- und Gemeindeminister Michael Heseltine, vor seinem Amtsantritt im vergangenen November einer der vehementesten Kritiker der Kopfsteuer, will bis Mitte April über die Zukunft der „Gemeindeabgaben“ — so der regierungsamtliche Sprachgebrauch — nachdenken. Allerdings schränkte er bereits ein, daß er dann lediglich erste Andeutungen machen könne, in welche Richtung etwaige Veränderungen gehen werden. Die Kopfsteuer, die praktisch eine Subvention der Reichen durch die Armen ist, erwies sich im vergangenen Jahr als letzter Nagel zu Margaret Thatchers Sarg. Ralf Sotscheck

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