: Buna wird gesundgeschrumpft
■ Eine Dreckschleuder auf dem Weg zum „gesunden Unternehmen“/ Unrentable Produktion von Carbid gedrosselt/ Smogwerte im Raum Halle-Merseburg gingen zurück
Schkopau — „Plaste und Elaste aus Schkopau“ — diese Losung hängt noch vereinzelt an Autobahnbrücken herum und wirbt für etwas, was für den einen Segen, und für andere Qual war, zumindest für jene, die dicht genug an den Bunawerken südlich von Halle bei Merseburg wohnen. Für den Umweltverpester im „schwarzen Loch“ sind, will man der Unternehmensleitung Glauben schenken, die Tage gezählt.
Einige Bereiche des Chemieunternehmens stehen schon still. Die Arbeitnehmer fühlen sich nicht gerade wohl dabei und bangen um ihre Existenz. Die erste Variante des Sanierungskonzepts war von der Treuhand nicht bestätigt worden. Die Unternehmensleitung will für Buna einen neuen Weg. Sie habe niemals den Blick für das gesamte Werk verloren, so der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Saalbach. In den vergangenen Monaten ist von Bunas Marktforschern der Markt studiert worden. Als durchaus absatzfähig erwiesen sich Synthesekautschuk für die Reifenindustrie und Spezialkunststoffe. In den westlichen Ländern konnte der Absatz sogar verdoppelt werden.
Was die Perspektive für die Beschäftigten angeht, verwies die Unternehmensleitung auf die rückläufige Zahl der Kurzarbeiter. Die Zahl der Arbeitnehmer müsse von gegenwärtig 15.600 auf 13.200 bis Ende 1991 reduziert werden, was für die „Gesundung“ des Unternehmens nötig sei. Die umweltschädigende und mittlerweile unrentable Produktion von Carbid, dessen Folgeprodukt Acetylen für nahezu die gesamte weiterverarbeitende Industrie in der ehemaligen DDR ein Grundstoff war, wurde auf ein Minimum gedrosselt. Die Umwelt im Raum Halle-Merseburg spürt es schon, zumindest gehen die Smogwerte zurück. Die Ethylenchemie auf Erdölbasis soll die Carbidproduktion künftig ablösen. Die Treuhand widmet sich nun mit einer eigens für die Chemie eingerichteten „Lenkungsgruppe“ umfassend den Sanierungskonzepten der Großunternehmen. So muß auch Buna prüfen, inwieweit die für überlebensfähig gehaltenen Produktionslinien auch anderen Unternehmen Chancen bieten. Außerdem dürfe bei Investitionen nicht unnötig Zeit verstreichen, sagt Karl- Heinz Saalbach. Buna wolle sich aber auch nicht die Filetstücke und Rosinen herauspicken lassen. Es gehe um das gesamte Unternehmen, das 1993 wieder schwarze Zahlen schreiben soll. taz/dpa
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