: Auf Wasser gebettet
■ Schwerer Einstieg in unberuhigte Matratzen/Fans und Kritiker
Den Großteil seines Lebens verbringt der Mensch im Bett, immer zahlreicher im Wasserbett. Schon die alten Perser wußten: wie man sich bettet, so kriecht man. Sie füllten Ziegenhäute mit Wasser und benutzten diese Beutel als Kopfkissen. Tausende von Jahren hat es gedauert, bis Amerikaner eine andere Variante dieser Schlafweise entwickelten: das Wasserbett.
Ramona Kaiser vom Wasserbetten-Studio in Bremen kann eine ganze Liste von Vorzügen der Schaukelbetten aufstellen: „Die Betthärte läßt sich je nach persönlichem Geschmack einstellen, weil man die Wassermenge selbst regulieren kann. Die waschbaren Auflagen bieten für Allergiker und Leute mit Hautkrankheiten die größtmögliche Hygiene.“ Auch für alte Leute mit Verschleißerscheinungen sei das Wasserbett optimal. „Der ganze Körper liegt voll auf dem Wasser gebettet, nur das erlaubt tiefen und erholsamen Schlaf,“ heißt es da in einem Werbeinfo. Welch Wunder, daß nicht längst alle auf Wasserbetten umgestiegen sind.
Handfeste Gegenargumente kommen von Seiten des Verbraucherschutzes. Durch das tiefe Einsinken des Körpers in die Matratze gerieten Becken und Hüfte in schlechte Winkelverhältnisse, beim Liegen auf dem Bauch entstände das Gefühl eines Hohlkreuzes. In der Zeitschrift Test (3/90) werden auch viele der getesteten Heizungssysteme scharf kritisiert. Eine Gefährdung der Bettbenutzerin wird bei Lecks nicht ausgeschlossen. Das Ein- und Aussteigen bei der Grundform der „unberuhigten“ Matratze bereitet dem unsportlichen Schläfer Probleme.
Einige der weitverbreiteten Kritikpunkte verweist Ramona Kaiser, die selbst eingeschworene Wasserbettlerin ist, in das Reich der Fabel. „Unser Heizungssystem ist absolut sicher und vollisoliert. Lecks kommen so gut wie nie vor und wenn, dann würde das Wasser durch die Sicherheitsfolie aufgefangen werden.“ Die Insiderin unterscheidet bei Wasserbett-Typen zwischen Softsidern und Hardsidern. Das klassische Wasserbett, der Hardsider, stellt einen festen Kasten mit einer Vinylmatratze mit einer Standardlänge von 2,13m (gut für Große) dar. Die Softsidermatratzen gibt es in allen Größen, so daß sie sich auch in herkömmliche Bettgestelle einbauen lassen.
Wellenbewegung ist eine weitere wichtige Wasserbett-Vokabel. Das Sortiment reicht vom recht stürmischen Wassersack, bis zur fast völlig beruhigten Kammer-oder Fließmattenmatratze. Hier gilt: je ruhiger, desto tiefer der Griff ins Portemonnaie. Das günstigste Komplettbett für zwei ist mit 950 Mark allerdings noch bezahlbar. Noblere Ausführungen kosten eine Kleinigkeit mehr, wobei dann der Phantasie kaum noch Grenzen gesetzt sind. Volker Kölling
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