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Wieder linksliberaler Kopf an der FU

■ Weil FU-Präsident Heckelmann Innensenator wurde, nun Chance für den linksliberalen Väth zur Erneuerung

Berlin. Seit dieser Woche ist er »amtierender Präsident« der Freien Universität — ob er auch deren neuer Präsident wird, ist noch nicht entschieden. Der linke Politologie-Professor Werner Väth, seit Januar vergangenen Jahres erster Vizepräsident der FU, führt jetzt die Geschäfte des zum Innensenator bestallten Dieter Heckelmann weiter. Die Wahl des neuen Präsidenten wird aller Voraussicht nach im Sommer stattfinden, das bestätigte Väth gegenüber der taz. Wäre Heckelmann nicht ausgeschieden, hätte sie erst im übernächsten Semester stattfinden müssen. »Es ist aber doch im Interesse der FU, nicht nur einen amtierenden, sondern einen gewählten Präsidenten zu haben«, begründet er die bereits im Akademischen Senat gefällte Entscheidung, die Wahl vorzuziehen. Voraussichtlich am 4. Juni, so Väth, werde die Wahl stattfinden; der zweite Wahlgang, in dem die VizepräsidentInnen gewählt werden, soll Anfang Juli folgen.

Der linke Politologe, der vom Otto-Suhr-Institut kommt, hat sich noch nicht festgelegt, ob er kandidieren wird. Nach den Wahlen zum Akademischen Senat und zum Konzil in dieser Woche — dem stimmberechtigten Organ zur Präsidentenwahl — gibt es in beiden Gremien eine knappe linke Mehrheit. Die Chancen für Werner Väth stünden damit nicht schlecht. Anfang Mai, in der zweiten Sitzung des Akademischen Senats im Sommersemester, soll dieses Gremium einen Wahlvorschlag unterbreiten. Nach dem neuen Berliner Hochschulgesetz muß ein Drittel der Mitglieder den Vorschlag unterstützen. Gewählt werden muß der Präsident dann vom Konzil, und zwar von der Mehrheit der Mitglieder (derzeit 61). Väth wurde schon bei seiner Wahl zum Vizepräsidenten von allen Fraktionen der Hochschulgruppierungen unterstützt und gilt nach wie vor als konsensfähig. Allerdings besteht durchaus die Möglichkeit, daß der konservative Flügel im Akademischen Senat einen Gegenvorschlag aus der Tasche zaubert.

Mit Väth hat die FU derzeit, wenn auch nur kommissarisch, zum ersten Mal seit 1983 einen linksliberalen Kopf an der Spitze. 1983 löste Heckelmann, wie berichtet, mit skandalösen Methoden seinen Vorgänger, den bekannten Germanisten Eberhard Lämmert ab. Väth gilt als Reformer, der mit allen spricht. An seinem Institut schlichtete er als Dekan im Wintersemester 1989/90, dem Streiksemester, den Streit zwischen StudentInnen und dem Lehrkörper.

Politisiert wurde Väth, wie viele seiner KollegInnen, 1968 als Student am OSI. Elf Jahre lang war er dann Assistent an der Universität Konstanz bei Frieder Naschold, der heute Professor am Wissenschaftszentrum Berlin ist. Seit 1981 ist Väth Professor am Otto-Suhr-Institut der FU. kd

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