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Trikottausch

■ Ein Westberliner entsorgte den DDR-Sportfundus Trikots mit Hammer und Zirkel fürs Museum gerettet

Berlin. »Auf meinem Klo hängt ein Banner für vorbildliche Arbeit im Sport«, prahlt Sieke Krönke. Die hohe Auszeichnung verdankt der Berliner dem Deutschen Turn- und Sportbund der verblichenen DDR. Zwar verlieh der DTSB Wimpel und Schärpen für jeden Scheiß. Doch die Art und Weise, wie Krönke zu dieser DDR-Devotionalie kam, ist keineswegs alltäglich.

Krönke besitzt mehrere Sportartikelläden im Westteil der Stadt und ist nach dem Mauerfall gleich rüber, um dem Betriebssport unter die Arme zu greifen. Über 200 Vereine tragen mittlerweile Krönkes Werbeschriftzug auf ihren Hemden. Aber auch für diesen Samariterdienst gab es kein Verdienstwappen. Die Herkunft der WC-Tapete ist profaner.

»Als der DTSB aufgelöst wurde«, erinnert sich Krönke, »mußten die Einzelverbände aus dem großen Haus des Sports in Ost- Berlin in kleinere Räume umziehen. Da hatten sie keinen Platz für ihre Trikots, Banner und Orden. Man interessierte sich ohnehin nur noch für West-Artikel.«

Der Geschäftsmann griff sofort zu. Denn die Sozi-Funktionäre konnten und wollten nicht die dollartriefende Nachfrage aus Übersee nach dem mit Hammer und Zirkel garnierten Brimborium befriedigen. Viele Utensilien von früher landeten einfach im Müllcontainer. Wehe, wenn Sieke Krönke seine Siebensachen auspackt! Seltene Volleyball-Trikots mit handgestickten (!) Namenszügen der AthletInnen und sogar staatliche Belobigungen für einzelne Sportsektionen. Der Hammer aber sind jene blauen Fußball-Leibchen, in denen Sparwasser & Co. bei der Weltmeisterschaft 1974 dem Klassenfeind BRD das 1:0-Siegtor ins Netz zirkelten. »Die hätte sich allzugerne der Deutsche Fußball-Bund unter den Nagel gerissen«, lacht Krönke. Die bundesdeutschen Funktionärskader würden ihr letztes Hemd hergeben, um diese Schmach zu tilgen, die Westdeutschland in eine kollektive Sinnkrise stürzte.

Jetzt hat Krönke das belastende Material in der Hand. Man glaubt ihm gerne, daß er die Souvenirs nicht zum Profitmachen mißbrauchen möchte: »Die schönsten Stücke behalte ich, einen Teil bekommen das entstehende Sportmuseum in Köln oder Ausstellungen als Leihgabe.« Den Rest bietet er auf dem Markt der Eitelkeiten feil. Nur bei Fanklubs ist er vorsichtig. Sieke Krönke: »Wenn sie mir auch nur den leisesten Verdacht vermitteln, daß sie faschistoid sind, verweise ich sie an ein anderes Geschäft.« Jürgen Schulz

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