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Wo die Zuschauer Zugabe sind...

■ Bei den Norddeutschen Hallenmeisterschaften mußten die LeichtathletInnen ohne Ansporn durch klatschende Zuschauer auskommen — kein Platz für Fans in der als Trainingshalle konzipierten Rudolf-Harbig-Anlage

Charlottenburg. Es gibt Augenblicke, da hofft man dann doch, daß Berlin 1994 die Olympischen Spiele im Jahr 2000 erhält. Denn was dann passiert, kann man sich gut vorstellen. Sportliche Ruinen werden abgerissen, durch hypermoderne Sportanlagen ersetzt. Berlin wird zu einem Sportparadies, in dem sich Sportler sauwohl und höchstmotiviert fühlen, wenn sie darangehen, den Nationalstolz ihrer Völker zu befriedigen.

Und vielleicht bleiben bei dem ganzen Gebaue ein paar Pfennige für eine Leichtathletikhalle übrig. Denn dann bräuchten die norddeutschen Leichtathleten zu ihren Landesmeisterschaften keinen Kompromiß mehr eingehen, der da heißt: Rudolf- Harbig-Halle. Diese gilt laut Hans- Dieter Richter, dem am Wochenende die technische Leitung der Norddeutschen Hallenmeisterschaften unterlag, als die modernste Halle in Norddeutschland. Ursprünglich wurde sie 1972 als reine Trainingshalle konzipiert, doch mit dem Einbau einer original vermessenen und hydraulisch veränderbaren 200-m- Rundbahn war sie auf einmal prädestiniert für Wettkämpfe auch internationaler Größenordnung. Die Weiten der Sprünge und Würfe werden zwar noch per Bandmaß ermittelt, und die 60-m-Bahn hat nur 20 m Auslauf. Doch was soll man machen. Während es nämlich im süddeutschen Raum vier bis fünf und im westdeutschen Raum drei geeignete Hallen gibt, ist die Harbig-Halle im Norden die einzige. Sagt Herr Richter. Und vergißt dabei das Sportforum in Hohenschönhausen im Ostteil, das wohl deshalb als unanbietbar gilt, weil es in der Kabine muffelt.

Schon bedauern wir die armen internationalen Stars und Sternchen, die sich bei der erstmals durchgeführten »Olympischen Nacht« am 13. Februar eben in dieser Halle zu sportlichen Höchstleistungen aufschwingen sollen! Weltklasseathleten mit Rang und Namen, darunter Sprinter Calvin Smith, Tony Campbell, Renaldo Nehemiah, selbst Katrin Krabbe überlegt zu kommen.

Denn einen entscheidenden Vorteil bietet die ehemalige Dynamo- Halle: sie faßt Zuschauer. Die nämlich waren in der Harbig-Halle rar, gibt es doch in einer Trainingshalle nur begrenzt Zuschauerplätze. Und so quetschten sich an beiden Tagen jeweils gut 300 Sportbegeisterte links und rechts der Längsgeraden aneinander, beklatschten die Leistungen — und zumeist Familienangehörige, denn aufgrund der Zuschauer-Unräumlichkeiten wurde auf Werbung für die Veranstaltung im Vorfeld der Meisterschaft verzichtet. Schade eigentlich, denn Sport lebt ja bekanntlich vom Publikum. Katrin Scholz

Frauen, 60 m: Andrea Philipp (Schwerin) 7,39 Sek., 1.500 m: Uta Pippig (Charlottenburg) 4:11,39 Min., Weitsprung: Susen Tiedtke 6,33 m, 400 m: 1. Sandra Sauser 53,44 Sek., 800 m:Sigrun Grau-Wodars (Neubrandenburg) 2:01,76 Min., Kugelstoßen: Stephanie Storp (Wolfsburg) 17,93 m.

Herren, 60 m: Sven Matthes (Preußen) 6,76 Sek., 400 m: Karsten Just (TSC Berlin) 47,43 Sek., 1.500 m: Siegfried Sacher (Potsdam) 3:51,98 Min., Kugelstoßen: Michael Schier (LG Süd Berlin) 17,31 m, Dreisprung: Frank Müller (Norden) 15,88 m, 800 m:Eckhardt Rüter (Wolfsburg) 1:49,80 Min., 3.000 m: Jens Karraß (Charlottenburg) 8:00,32 Min., Stabhochsprung: Enrico Mann (Cottbus) 5,00 Meter, Hochsprung: Russell Clark (Charlottenburg) 2,18 m.

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