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Golf beschert US-Multis Probleme

■ Höhere Verschiffungskosten, weniger Gewinn/ Lieferengpässe bedrohen ausgefeilte Lagerhaltung

Washington (afp) — Die in den USA produzierenden Multis, die in außerordentlichem Maße von den Welttransportkapazitäten abhängen, geraten durch Golfkrise und Golfkrieg zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Steigende Verschiffungskosten oder langwierige Verspätungen durch genaue Zollprüfungen erschweren den Konzernen das Geschäft.

Das US-Chemieunternehmen Dow Chemical hat nach eigenen Angaben im vierten Quartal 1990 einen Nettogewinnrückgang von 36 Prozent hinnehmen müssen. Dow Chemical nannte als Hauptgrund die schwankenen Rohölpreise seit Beginn der Golfkrise. Sorgen würden auch die längeren Transportzeiten machen. In Europa hergestellte Grundstoffe, die in Asien weiterverarbeitet werden sollen, seien nun drei Wochen länger unterwegs, hieß es bei Dow Chemical. Die meisten Reedereien würden nicht mehr den ägyptischen Suez-Kanal benutzen, sondern den mittelamerikanischen Panama-Kanal ansteuern, um nicht in die Nähe des Kriegsschauplatzes zu gelangen.

Verzögerungen beim Transport belasten zusätzlich das Nervenkostüm der Manager der japanischen Autokonzerne, die in den USA große Autowerke unterhalten. Das Just-in- Time-Lagerkonzept bereitet nun auch Nissan Probleme. Um die Lagerkosten drastisch zu senken, wurden Transport und Lagerhaltung so organisiert, daß einzelne Komponenten maximal einen Tag vor der Verarbeitung eingelagert werden müssen. Nun sei alles wie ein Drahtseilakt, sagte ein Nissan-Sprecher. Manche in Asien produzierte Einzelteile kämen gerade eine Stunde vor Ablauf der Frist in die US-Montagehallen. Die ersten Produktionsausfälle seien abzusehen. Wegen der beschränkten Kapazität sei der Lufttransport auch keine Alternative zur Schiffahrt, sagte der Sprecher.

Die US-Computerhersteller, die über eine ähnlich begrenzte Lagerhaltung verfügen und den Hauptteil der Hardware importieren, klagen ebenfalls über aktuelle Zollprobleme. Aufgrund der scharfen Sicherheitsmaßnahmen würden die amerikanischen Zollbeamten gerade elektronische Bauteile und Computerbestandteile pedantisch kontrollieren. Eine direkte Folge seien die teils erheblichen Lieferverzögerungen. Aber auch für den Export bestimmte Computer werden nach Angaben eines Managers über Gebühr am Zoll festgehalten. Die Zöllner würden „verrückt“, wenn es um Technologie-Exporte gehe, kommentierte der Chef eines Computerfirma die derzeit gängige Praxis.

Noch nervöser reagieren Rüstungsproduzenten auf den verringerten Lagerbestand in den USA. „Wir haben nur noch die Hälfte unserer normalen Lagerkapazitäten“, hieß es bei Keithley Instruments, die die gegen irakischen Scud-Raketen eingesetzten Luftabwehrsysteme vom Typ Patriot herstellen. Einige Experten sind aber der Ansicht, daß manche Unternehmen zu laut ihre Ängste kundtun. Die Rezession in den USA entlaste auch Konzerne in manchen Branchen, so zum Beispiel die großen Stahlproduzenten. Diese könnten die unterbrochenen oder verspäteten Rohstofflieferungen bei der aktuellen schlechten Konjunkturlage dazu nutzen, ihre hohen und teuren Lagerbestände abzubauen.

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