: Botschaften von Radio Bagdad
■ „Schlagt die Aggressoren, wo ihr sie trefft“/ Terrorexperten rätseln über verschlüsselte Aufrufe
Nikosia(afp/taz) — Radio Bagdad hat drei Wochen nach Kriegsausbruch Appelle an alle „Kämpfer“ und „revolutionäre Zellen“ in der Welt ausgestrahlt, in denen unter anderem zum Kampf gegen die Mitgliedsländer der anti-irakischen Allianz aufgerufen wird. „Kämpfende Brüder, wo ihr auch seid, schlagt die Aggressoren, wo ihr sie trefft“, heißt es in dem einen Appell. In einem Kommentar des Senders hieß es, die USA und ihre Verbündeten seien mit ihrer Bombardierung der irakischen Zivilbevölkerung dabei, das „Verbrechen des Jahrhunderts“ zu begehen.
Großes Rätselraten ist bei Experten ausgebrochen, ob verschlüsselte Botschaften, die Radio Bagdad Montag abend erstmals ausstrahlte, in diesem Zusammenhang zu verstehen sind. Ob es sich dabei aber wirklich um Appelle an Terroristen im Ausland handelte oder um militärische Informationen für die irakischen Kommandeure oder einfach um eine Form der psychologischen Kriegführung, blieb zunächst unklar. Sämtliche Botschaften waren kurz und wurden durch das zweimal wiederholte Wort „Aufruf“ eingeleitet: „Von Majub an Ajman, Von Majub an Ajman: Wir warten darauf, eure Stimme und die aller Brüder hören zu können. Zögert nicht. Gott sei mit euch!“ „Von Majub an Mudar Salim: Zögert nicht, etwas zu unternehmen. Gott sei mit euch!“ „Vom Hauptquartier an Urwa: Dies ist euer aller Tag.“
Erstmals seit Beginn des Golfkriegs waren die USA Ziel eines Anschlagversuchs. An zwei Methanol- und Chemikalientanks im Hafen von Norfolk im US-Bundesstaat Virginia wurden sechs Rohrbomben entdeckt und entschärft. Auch auf britische und saudische Einrichtungen wurden am Abend Anschläge verübt. In Jerusalem entzündeten Unbekannte das Büro von British Airways. Die Polizei teilte mit, durch die Explosion sei ein Wachposten verletzt worden. In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundesinnenministeriums keine konkreten Kenntnisse über Anschlagsaktivitäten. Die Drohung Saddams werde jedoch ernst genommen.
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