piwik no script img

Gold immer billiger

■ Sicherung gegen die Krise steckt jetzt selbst mittendrin ERLOSCHENER GLANZ

Frankfurt (dpa) — Die Zeit des Goldes als Krisensicherung in politisch unruhigen Zeiten scheint endgültig vorbei zu sein. Selbst der Krieg am Golf mit Armeen aus allen Teilen der Welt hat dem gelben Metall nicht zu einer Renaissance verhelfen können. Im Gegenteil: Die voraussichtlich negativen Auswirkungen auf die ohnehin schwache Wirtschaftsverfassung der USA drücken die Goldnotierungen weiter nach unten.

Ein Grund für das Verblassen des glänzenden Metalls sind auch die attraktiven Anlagealternativen am Geldmarkt. Relativ hohe Zinsen bei kurzen Laufzeiten und nur geringem Wechselkursrisiko wie etwa bei der D-Mark bieten wenig Anreiz, auf das Edelmetall als Spekulationsanlage umzusteigen. Die Anhebung der Bundesbank- Leitzinsen und der damit ausgelöste zusätzliche Zinsdruck auf den Dollar lassen eher noch niedrigere Goldpreise erwarten.

Die Prognose der Frankfurter Degussa AG als weltweit führender Goldhändler ist eher auf Moll gestimmt. „Zumindest beim Gold besteht bei einem schwächeren Dollar die Möglichkeit, daß ein noch stärkerer Preisrückgang in den jeweiligen Landeswährungen in Fernost oder Europa zu Kaufinteresse und damit zu einer Preisstütze führen kann“, lautet die vorsichtige Hoffnung der Degussa-Experten.

Lediglich am 17. Januar — dem Kriegsausbruch am Golf — konnte das gelbe Metall noch einmal kurzfristig in seiner traditionellen Rolle aufblitzen. Kurz vor Eröffnung der europäischen Märkte erreichte die Feinunze in Fernost einen schnellen Preisanstieg bis über 410 Dollar. Innerhalb weniger Stunden des 17. Januar sackten aber die Goldpreise nach den ersten US-Erfolgsmeldungen wieder zusammen.

In der Zwischenzeit setzten sich die fundamentalen Daten wie Wirtschafts- und Zinsentwicklung wieder voll durch: Ende Januar lag die Goldnotierung für die Feinunze in London bei 366 Dollar, nachdem zum Jahresbeginn noch 392,50 Dollar erzielt werden konnten. Am Mittwoch wurden für die Feinunze am Londoner Platz nur noch 360,90 Dollar gezahlt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen