: Opposition in Ägypten
■ Neue Aktionen ägyptischer Oppositioneller gegen sich häufende Menschenrechtsverletzungen im eigenen Land
Kaito (taz) — Die ägyptische Opposition nimmt Gestalt an. Nachdem sich letzte Woche Vertreter von sieben verschiedenen Oppositionsgruppen auf eine gemeinsame Erklärung gegen den Golfkrieg geeinigt haben, sind für diese Woche mehrere Aktionen anberaumt worden. Die gemeinsame Erklärung soll heute offiziell der ägyptischen Regierung übergeben werden. In ihr wird gefordert, daß die Waffen sofort und ohne Vorbedingungen schweigen müßten, damit die nötige Suche nach dem Frieden Aussicht auf Erfolg habe.
Geplant ist auch ein Besuch der amerikanischen, sowjetischen, chinesischen, französischen, italienischen und anderer europäischer Botschaften. Dort soll ebenfalls ein gemeinsam formuliertes Protestschreiben verlesen werden. Die Opposition fordert dazu auf, den Krieg sofort zu stoppen, einer arabischen Lösung eine Chance zu geben und alle Probleme der Region zu verhandeln, um eine Zerstörung der arabischen Gemeinschaft zukünftig zu verhindern. Nächsten Samstag plant die Frauengruppe des linken Bündnisses eine Protestveranstaltung, an der auch einige Mütter von am Golf stationierten ägyptischen Soldaten teilnehmen sollen.
Inzwischen kam es in der ägyptischen Hauptstadt und im Dumiyat, einer Kleinstadt im Nildelta, zu weiteren Verhaftungen. Der ägyptischen Organisation für Menschenrechte sind inzwischen 15 Verhaftungen im Zusammenhang mit Flugblattverteilungen und anderen kleinen Aktionen gegen den Golfkrieg bekannt.
„Die Regierung scheint es dabei besonders auf Journalisten abgesehen zu haben“, meint ein Vertreter der Menschenrechtsorganisation. Vier Journalisten hätten sich in den nächsten Tagen vor einem Militärgericht zu verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, militärische Geheimnisse preisgegeben zu haben. Der bekannteste unter ihnen, Adel Hussein, der Chefredakteur der Oppositionszeitschrift 'Al-Shaab‘, hatte über den Abschuß amerikanischer Kampfflugzeuge berichtet. In einer vor zwei Tagen herausgegebenen Erklärung sieht die Menschenrechtsorganisation zunehmende Rechtsverletzungen seit Beginn der Golfkrise. Mit dem wachsenden Protest gegen den Krieg und gegen die Anwesenheit ägyptischer Truppen in der Region befürchtet die Organisation eine Eskalation der Menschenrechtsverletzungen in Ägypten. So dreht sich der „Krieg um die Menschenrechte des kuwaitischen Volkes“ in anderen arabischen Ländern in sein Gegenteil um. Karim Al-Gawhary
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