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Was geiht und was steiht

■ Seen alle dicht / Weser friert nicht zu / Der Grund: AKW's und Salzbelastung hier bitte das Foto mit der Eisscholle

Die ersten Eisschollen auf der WeserFoto: Tristan Vankann

Gestern mittag gerieten zwei Jungen im Alter von etwa zehn Jahren in ein Eisloch auf dem Werdersee. Sie befanden sich in einem Bereich zwischen Erdbeerbrücke und Wehrstraße. Ein Mann, der den Kindern helfen wollte, brach ebenfalls ein. Ein Radfahrer, der den Unfall beobachtet hatte, besorgte eine Leiter, um zu helfen. Der Mann und die Jungen konnten sich aber unterdessen selbst aus ihrer gefährlichen Lage befreien. Eines der Kinder wurde mit Verdacht auf Unterkühlung ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei weist darauf hin, daß der Werdersee nur in den gekennzeichneten Bereichen zwischen Deichschartweg und Erdbeerbrücke betreten werden kann.

Ungefährlich ist dagegen das Eislaufen am Schönebecker Schloß, im Bürgerpark auf dem Emmasee, am Grambker Badesee, dem Rosensee, Bultensee, Blockdiecksee, dem Achterdiecksee, auf dem Rückhaltebecken am Großen Kurfürsten, auf der Piepe und auf dem Werdersee. Über weitere Möglichkeiten zum Schlittschuhlaufen informiert das Wasserwirtschaftsamt mit einem telefonischen Ansagedienst, der unter der Nummer 30155500 zu erreichen ist.

Die Weser dagegen wird auch bei anhaltender Kälte aller Voraussicht nach nicht mit Kufen befahren werden können. Der Fluß im März 1947 das letzte Mal zugefroren. Auch in diesen Tagen ist die rund 420 Kilometer lange Weser trotz frostiger Temperaturen meist eisfrei. Experten vermuten vor allem zwei Gründe: Die Erwärmung der Weser durch die Kraftwerke und die durch die Werra zufließenden salzigen Einleitungen der Kaliwerke aus Thüringen.

An der Weser hängt eine Kette von Kraftwerken. Das Wasser benutzen nach Auskunft des niedersächsischen Umweltministeriums allein drei Atomkraftwerke und etwa acht Kohle- und Erdgaskraftwerke zur Kühlung. Die Wassertemperatur darf sich nach Wasserrecht bei der Wiedereinleitung des durch die Kühlung erwärmten Flußwassers um nicht mehr als drei Grad erhöhen. Messungen haben in diesen Tagen zwischen Hameln und Hessisch Oldendorf eine Erwärmung um 2,5 Grad ergeben. In diesem Abschnitt liegen die Atomkraftwerke Würgassen und Grohnde. Auch die PreussenElektra AG, Hannover, die die AKW's betreibt, spricht von einer Aufwärmung der Weser. Friere die Weser nicht zu, sei dies aber positiv, da die Schiffahrt nicht behindert werde.

Der Weserbund in Bremen, der sich seit einigen Jahren auch mit den ökologischen Veränderungen im und am Fluß befaßt, führt vor allem den hohen Salzgehalt der Weser ins Feld. Der Fluß friere schließlich auch in den Abschnitten nicht mehr zu, in denen es keine Kraftwerke gebe, sagt Geschäftsführer Ralf Heinrich. Untersuchungen des niedersächsischen Landesamtes für Wasser und Abfall ergaben aber, daß der Salzgehalt des Wassers im Winter in den vergangenen zehn Jahren gesunken ist. In diesem Jahr sei die Konzentration auch wieder relativ niedrig. taz/dpa

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